41 Millionen Dollar

Foursquare sichert sich weitere Finanzierung

11.04.2013
Von 
Thomas Cloer war Redakteur der Computerwoche.
Früher haben wir Foursquare gesagt, wo wir hingehen - künftig sagt Foursquare uns, wohin wir gehen sollten.

Als Dennis "Dens" Crowley seine ortbasierende Social-Media-App Foursquare 2009 beim Digitaltreffen South by Southwest präsentierte, überschlugen sich die Kritiken und Kritiker förmlich vor Begeisterung. Beim SXSW 2013 musste Crowley, mittlerweile 36, hauptsächlich daran erinnern, dass es Foursquare überhaupt noch gibt.

Die meisten anfänglich noch "gamifizierten" Nutzer haben längst den Spaß daran verloren, Freunden mitzuteilen, dass sie in einem Geschäft oder Restaurant "eingecheckt" haben und dafür virtuelle Orden oder tatsächliche Rabatte zu bekommen. Auch hat Foursquare mit Werbung auf seiner Suche, der Haupteinnahmequelle der Firma, bislang kaum Geld verdient - vielen Nutzern ist die Suchfunktion offenbar komplett entgangen.

"Bloomberg Businessweek" zitiert einen Insider, der ungenannt bleiben möchte, mit der Aussage, Foursquare habe im vergangenen Jahr nur schlappe zwei Millionen Dollar umgesetzt. Der Branchendienst "PrivCo" hatte im Januar prophezeit, Foursquare werde bis Ende des Jahres eingehen. Und Mitte März twitterte Venture Capitalist und Yelp-Board-Member Keith Rabois, ein Buyout sei Foursquares einzige Hoffnung.

Dem ist allerdings nicht so: Foursquare hat laut "Businessweek" Anfang April 41 Millionen Dollar von Silver Lake Partners und den Wagniskapitalfirmen Andreessen Horowitz, Union Square Ventures, O’Reilly Alphatech Ventures sowie Spark Capital bekommen. Der größte Teil des Geldes ist ein mehrjähriger Kredit von Silver Lake, der Rest Wandelschuldverschreibungen, die später in Aktien getauscht werden können. Durch die Aufnahme von Schulden (statt den Investoren eine Beteiligung zu überlassen) verzögert Foursquare eine öffentliche Debatte über seinen tatsächlichen Wert - in frühen Finanzierungsrunden war die Firma mit 600 Millionen Dollar bewertet worden.

Und Dennis Crowley bekommt eine Frist für eine Expansion. "Wir kommen damit dem Ziel näher, zu beweisen, dass hier ein echtes Geschäft drinsteckt", sagt Crowley. Foursquare hat bis zum heutigen Tag noch keinen Cent für Werbung ausgegeben. Und obwohl über eine Million Händler für ein Listing in der App angemeldet sind, dürfen nur rund 50 von ihnen - die meisten große US-weite Ketten - Anzeigen kaufen. Gerade mal zehn Verkäufer beschäftigt Crowley, um den Werbeplatz rund um die Foursquare Suche zu vermarkten. Zum Vergleich: Der Couponing-Anbieter Groupon beschäftigt tausende Vertriebler (allerdings hat seine Aktie auch seit dem Börsengang im November 69 Prozent ihres Werts eingebüßt).

Ab Sommer will Foursquare jedenfalls jetzt beginnen, allen Händlerpartnern das Schalten von Anzeigen zu gestatten, und seine Verkaufsmannschaft auf rund 40 Mitarbeiter ausbauen. Neue Versionen der mobilen Apps für iOS und Android stellen außerdem die Such- und Empfehlungsfunktion deutlich stärker in den Vordergrund. Und gegen Ende des Jahres könnten Nutzer, die mit Foursquare einchecken, Werbung passend zu ihrem Aufenthaltsort angezeigt bekommen.

Mehr als 40.000 Anwendungen nutzen die Ortsdatenbank von Foursquare - über ihre Plattform bekommt die Company Daten aus populären Apps wie dem mobilen Sozialen Netzwerk Path, dem Fotonetzwerk Instagram (Facebook) oder Twitters neuem Videodienst Vine. Und mit Visa und Mastercard hat Foursquare ein Revenue Sharing vereinbart, bei dem Leute ihre Kreditkartendaten hochladen und dafür Rabatte erhalten.

Fousquare hat die Daten, um (anhand des Verhaltens ihrer Freund) vorherzusagen wohin Leute gehen wollen - und passend dazu die Werkzeuge, um nachzuverfolgen, ob sie wirklich in den Laden gegangen sind, der ihnen vorher eine Werbung aufs Smartphone geschickt hat. Für mobil Werbetreibende eine verführerische Kombination, die laut Chief Revenue Officer Steven Rosenblatt auch funktioniert. Angesichts dessen lehnt sich Dens erst einmal entspannt zurück. "Das fängt gerade erst richtig an."

Daran glaubt auch Investor Bijan Sabet: "Das wird eines Tages eine wichtige börsennotierte Firma sein", sagt der General Partner bei Spark Capital. "Und ich habe es nicht eilig."