Innovative Technik ist in, Größe out

Fortune 500: DV-Riesen passen sich der rezessiven Tendenz an

24.04.1992

MÜNCHEN (CW) - Die ökonomischen Konsequenzen des DV-technischen Wandels für die Hersteller dokumentiert ein Auszug aus der Liste der 500 umsatzstärksten Unternehmen in den USA, wie jedes Jahr herausgegeben von der Zeitschrift "Fortune". Vor allem die Spalten Umsatzentwicklung, Profit und Profitentwicklung zeigen die Probleme der Branchenriesen.

So konnte sich die IBM Corp. zwar trotz eines Umsatzrückganges auf Platz vier halten, rutschte aber in der Ergebnis-Rangliste auf Platz 473 ab. Der Mainframe-Führer weist damit das schlechteste Ergebnis aller DV-Anbieter auf; der Verlust übertrifft den von Sorgenkindern wie Unisys (Ergebnisrang 471). Tief gefallen ist auch die Digital Equipment Corp. (Umsatzrang 28), die 1991 mit ihrem Jahresverlust von über 600 Millionen Dollar auf dem 463. Platz beim Ergebnis landete.

Dagegen ist Workstation-Spezialist Hewlett-Packard (Umsatzrang 26) nicht nur an DEC vorbeigezogen, was das Geschäftsvolumen angeht, sondern hat auch beim Profit nur 23 andere US-Unternehmen vor sich. Einen großen Satz machte ebenso Sun Microsystems: Nach einer Umsatzsteigerung um 31,4 Prozent sprangen die RISC-Spezialisten um 35 Plätze auf Rang 146 in der einschlägigen Tabelle; ein um über 70 Prozent gesteigerter Nettoprofit brachte hier gar Rang 86. Mips-Käufer Silicon Graphics (Rang 488) konnte sich erstmals unter die Top-500 mischen und stellt mit einem Ertrag von 33 Millionen Dollar auf Ergebnisplatz 269.

Die Überflieger kommen aus der Ecke der Anbieter von Hochleistungs-PCs: Sowohl Dell Computer (490) als auch AST Research (431) schafften erstmals den Aufstieg in die Fortune-Liste. Beide waren auch überdurchschnittlich profitabel: Dell erreichte mit einem Gewinnplus von 432,5 Prozent Rang 294, AST nimmt nach einer Profitzunahme um immerhin 84,6 Prozent den 196. Platz beim Ertrag ein.

Unter den Halbleiter-Herstellern spielt Intel den Goldesel: Dem Umsatzplatz 106 steht Rang 22 beim Ertrag gegenüber, beides nach zweistelligen Steigerungsraten. Mikroprozessor-Cloner AMD macht auf Umsatzrang 296 eine ähnlich gute Figur als 106. beim Ertrag. Daß sich das Chip-Geschäft trotz allen Ärgers mit den Japanern im vergangenen Jahr gelohnt hat, zeigt auch der Hersteller LSI Logic, der ebenfalls in der Ertragsliste (355) besser dasteht als beim Umsatz (422). Fairchild Semiconductor, 1990 noch verlustträchtig, erwirtschaftete nach einer Schlankheitskur (minus 30 Prozent beim Umsatz: Rang 461) wieder Gewinn und und kam auf Ergebnisrang 289 an.

Nicht durchgehend zufrieden können die Anbieter von Speicherprodukten sein: Zwar verbesserten sich Storage -Technology (239) und Listenneuling Quantum (363) in jeder Hinsicht, Conner Peripherals jedoch mußte Gewinneinbußen in Kauf nehmen. Maxtor (365) hangelte sich zwar mit einem satten Umsatzplus unter die größten 500, ein Jahresverlust von 45 Millionen Dollar reichte jedoch nur für den Ergebnisrang 414.

Allerdings machten in konjunkturell rezessiven Zeiten nicht nicht viele DV-Player eine schlechte Figur: Aus der Gesamtliste ergibt sich, daß die summierten Nettoprofite der amerikanischen Fortune-500-Firmen um 41 Prozent fielen: 103 Unternehmen mußten Verluste einstecken. Vor allem die Konzernriesen sahen schlecht aus: Zusammen verloren sie annähernd zehn Milliarden Dollar.