Fortune-1000-Unternehmen:US Studie stellt Mikro-Einsatz in Frage

04.05.1984

LOS ANGELES (cw) - In den meisten Betrieben sind die vorhandenen Mikrocomputer nur eine Stunde am Tag in Betrieb. Auf dem Großteil der Rechner läuft lediglich eine einzige Anwendung. Zu diesem Ergebnis kommt der amerikanische Softwareherausgeber Management Science America Inc. (MSA) in einer jetzt veröffentlichten Studie.

Zielgruppe der Untersuchung waren US-Großunternehmen, die in der Fortune-1000-Liste aufgeführt sind. Fünfhundert dieser Konzerne reagierten auf die Anfrage und beschrieben ihre gegenwärtigen Mikrocomputer-Installationen sowie künftige Pläne mit den Rechnerzwergen.

Die meisten Großbetriebe, so das Ergebnis der Studie, besitzen erst seit kurzer Zeit ein paar Mikrocomputer und versuchen gerade herauszufinden, ob der Nutzen dieser neuen Errungenschaft ihre Kosten rechtfertigt.

Zwar hielten die "Kleinen" allmählich auch in einer kommerziellen Umgebung Einzug, doch wüßten die wenigsten Anwender über das tatsächliche Potential ihrer Geräte Bescheid. Gestützt wird diese Aussage des MSA-Vizepräsidenten Howard Smith durch die Aussage vieler Fortune-Kandidaten, ihren "Kraftzwerg" lediglich zur Tabellenkalkulation heranzuziehen. Zwar sei auch der ausschließliche Einsatz als Spreadsheet-Generator ein legitimer Grund für den Erwerb eines Mikros doch blieben in diesem Fall viele wertvolle Möglichkeiten ungenutzt. Ganz langsam dringe diese Erkenntnis jetzt auch zum Topmanagement vor, zumal es auch für Großunternehmen immer wichtiger werde, die Kosten für eine Maschine zu rechtfertigen.

Kritik übte der MSA-Vizepräsident vor allem an der mangelhaften technischen Vorbildung der DV-Bosse und an ihrer Unkenntnis potentieller Anwendungsgebiete ihres Mikrocomputers. Smith: "Für viele DV-Manager kam der Mikro-Boom schockierend plötzlich. Sie waren nicht genügend vorbereitet und fanden sich in kürzester Zeit von der technologischen Flutwelle auf die Seite gedrängt. Es dauerte jedoch einige Zeit, bis sich die bisherigen Drahtzieher ihrer unglücklichen Rolle bewußt wurden. Inzwischen hatten die Mikros schon Einzug im Unternehmen gehalten - die DV-Leiter alter Schule fanden sich nicht mehr zurecht. Viele von ihnen tun sich jetzt schwer damit, wieder festen Boden unter die Füße zu bekommen.