Fortbildung bewerten, um sie zu verbessern

02.10.2002
Von 
Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.

Bildungscontrolling, das wie bereits erwähnt in jedem fünften Unternehmen schon stattfindet, wird auch als Instrument angesehen, Weiterbildung besser zu organisieren. Nach der Ansicht von über 80 Prozent der Befragten hilft es, die Qualität, die Transparenz und die Zielorientierung der Bildungsmaßnahmen zu erhöhen. Die Vermutung, dass Bildungscontrolling in erster Linie dazu beitragen soll, die Kosten zu reduzieren, konnten die Befragten nicht bestätigten.

Dass der finanzielle Aspekt nicht immer im Vordergrund stehen muss, zeigt auch folgendes Ergebnis: So erfassen zwar knapp 63 Prozent der Befragten die Investitionskosten für E-Learning, aber nur 50 Prozent die laufenden Ausgaben für diese Art von Weiterbildung. Lediglich 45 Prozent der Unternehmen stellen teilweise eine betriebswirtschaftliche Kosten-Nutzen-Analyse für E-Learning an, doch über 20 Prozent der Befragten planen sie künftig zu erstellen. Die Befragten bestätigen den Trend zu systematischer Bildungsplanung und ein gesteigertes Interesse an Qualität und Transparenz von Bildungsmassnahmen. Eine Zusammenfassung der Befragungsergebnisse finden Interessierte unter www.experlearn.de.

Nachgefragt: "Der Wissenstransfer ist nur schwer zu überprüfen"

Stefanie von Gersdorff, Postbank Systems
Stefanie von Gersdorff, Postbank Systems

Im nächsten Jahr will die Postbank Systems ein professionelles Bildungs-Controlling einführen. Stefanie von Gersdorff, Leiterin IT-Personalentwicklung, machte bereits bei der Postbank Data GmbH ihre Erfahrungen mit dem Thema.

CW: Frau von Gersdorff, warum wollen Sie ein Bildungs-Controlling-System einführen?

Von Gersdorff: Die Postbank Systems gibt jedes Jahr etwa sieben Millionen Euro für Weiterbildung aus. Da wollen wir wissen, ob das Geld sinnvoll angelegt ist.

CW: Was sind die größten Herausforderungen bei dem Thema?

Von Gersdorff: Am schwierigsten ist es, die Transferleistung zu messen. Was hat die Schulung gebracht und woran liegt es, dass erhoffte Ziele nicht erreicht wurden? Vor allem letztere Frage lässt sich nicht immer beantworten. Es muss nicht immer an der Schulung liegen. Auch organisatorische Rahmenbedingungen, politische Vorgaben oder kurzfristig angesetzte Projekte können verhindern, dass Mitarbeiter im Alltag die gewonnenen Erkenntnisse wirklich nutzen k´önnen. Es reicht nicht, die Informationen zu sammeln, man muss sie auch auswerten.

CW: Wie aufwändig darf das Controlling-Verfahren sein?

Von Gersdorff: Wir haben 1000 Mitarbeiter. Wenn sich bei dieser Unternehmensgröße ein Mitarbeiter das ganze Jahr mit dem Thema Bildungs-Controlling beschäftigen muss, ist das zu viel.

CW: Welche Elemente des Bildungscontrollings setzen Sie heute ein?

Von Gersdorff: Wir machen einen Abgleich der Soll- und Ist-Qualifikationen der Mitarbeiter und ermitteln so in den Jahrensgesprä-chen den Schulungsbedarf. Vor einem Jahr haben wir 15 Mitarbeiter-Competencies wie Fach-, Marktkenntnisse oder Flexibilität definiert und festgelegt, wer wie viel davon braucht. Ein Softwareentwickler etwa soll in Sachen Flexibilität die Stufe B erreichen, wenn dies nicht der Fall ist, wird überlegt, wie sich diese Lücke schließen lässt. Zusätzlich beschließt der Vorstand in seinem Strategie-Workshop, welches Know-how wir im Unternehmen brauchen. Dementsprechend richten wir unsere Trainings aus: So wurden im vergangenen Jahr unsere BS2000-Spezialisten auf OS/390 umgeschult.