Sensoren
Die passenden Laternen, die solche Informationen verarbeiten, gibt es schon - zum Beispiel in der niederländischen Stadt Tulberg. Die Lichter werden automatisch heller, wenn Sensoren Fußgänger und Fahrzeuge registrieren. Die Technik, die unter anderem der Elektronikhersteller Philips anbietet, vermeidet gegenüber modernsten, ohnehin sehr genügsamen LED-Lampen weitere 30 Prozent Energie. In Deutschland ließen sich mit solch genügsamen Lampen jährlich mehr als 100 Millionen Euro sparen, ergab eine Befragung von mehr als 340 Gemeinden durch die Berater von PricewaterhouseCoopers (PwC). Bisher gehen viele Gemeinden anders vor: Jede vierte stellt Laternen nachts zum Teil komplett ab.
Der niederländische Designer Daan Roosegaarde findet all das nicht akzeptabel. "Wir brauchen derzeit eine Menge Hardware und Geld, um etwas Licht auf die Straßen zu bringen", klagt er. Diesen Missstand will der 33-Jährige beseitigen und statt der teuren Beleuchtung nun selbstleuchtende Fahrstreifen einsetzen. Dafür hat er zusammen mit dem niederländischen Straßenbauer Heijmans eine phosphoreszierende Farbe entwickelt, die Mittelstreifen oder Spurbegrenzung auf dem Asphalt markieren und bis zu zehn Jahre halten soll. Sie speichert die Energie des Sonnenlichts und leuchtet damit bis zu zehn Stunden, wenn es dunkel wird. Derzeit statten Roosegaarde und Heijmans einen ersten gut 300 Meter langen Teil einer Landstraße im Süden der Niederlande mit der Leuchtfarbe aus.
- Die Bedürfnismuster im Bereich Mobilität
Ein Expertenkreis hat im Rahmen der Studie die Bedürfnisse von Menschen analysiert, die sich – mit welchem Verkehrsmittel auch immer – fortbewegen. Folgende sechs Kernanforderungen wurden identifiziert: - Zeit für andere Aktivitäten:
Nutzer wünschen sich Mobilitätslösungen, die ihnen die Chance geben, während einer Reise oder eines Arbeitsweges anderen Beschäftigungen nachzugehen, etwa arbeiten, telefonieren oder sich ausruhen. - Von-Tür-zu-Tür-Flexibilität:
Menschen wollen schnell von Tür zu Tür zu kommen, und dabei unabhängig zu bleiben. Die Reise muss nicht geplant werden, man hat die volle Kontrolle über die Route. - High Tech und 1.-Klasse-Komfort:
Hier ist ein hohes Maß an Service gefragt, kombiniert mit moderner Technologie. - Umweltfreundlich durch die Stadt:
Nachhaltigkeit und Flexibilität in der Nutzung stehen im Vordergrund, ebenso die Einfachheit der Handhabung. - Entspannend und sorglos:
Man möchte das Verkehrsmittel entspannt und mit Komfort nutzen und sich über den reisevorgang keine großen Gedanken machen. - Pragmatischer Transport:
Der Transport an sich steht im Vordergrund – von menschen und von Dingen. Er soll unabhängig von Verkehrs- und Witterungsbedingungen problemlos abgewickelt werden.
Straßen als Solarkraftwerke
Roosegaarde und Heijmans haben berechnet, dass die Leuchtstreifen mit den Kosten für Installation und Betrieb von Straßenlaternen schon konkurrieren können. Künftig sollen sie noch günstiger werden. So ließen sich auch Straßen in Entwicklungsländern sichern, wo es in ganzen Regionen keine Stromversorgung gibt.
Leuchtende Farben sind möglicherweise nur die Vorstufe einer noch radikaleren Idee, die das Startup Solar Roadways in den USA verfolgt, gegründet vom Ehepaar Scott und Julie Brusaw. Der Elektroingenieur und die technikbegeisterte Psychologin wollen Straßen nicht nur in Displays verwandeln, sondern auch in horizontale Solarkraftwerke. Solche neuartigen High-Tech-Straßen könnten nachts leuchten, tagsüber Warnhinweise einblenden und nebenbei ganze Städte mit Strom versorgen.
Ultrahartes Glas
Ein Teil ihres Solar Roadway haben die Brusaws in ihrer Werkstatt bereits gebaut. Je 3,6 Meter lang und breit ist der Prototyp, in etwa so groß wie ein Parkplatz. Seine oberste Schicht, die Fahrbahn, besteht aus ultrahartem Glas. Damit Autos darauf nicht rutschen, ist sie angeraut. Unter dem Glas verbergen sich Solarzellen, die Strom produzieren, sowie ein Raster aus LEDs, das Verkehrshinweise und Fahrbahnmarkierungen anzeigt. Wärmedrähte können im Winter die Straße beheizen, wenn Glatteis droht. In der untersten Schicht des Multitalents verlaufen Kabel, die Häuser in der Umgebung mit Strom versorgen.
Zunächst klingt das absurd teuer. Aber das Ehepaar rechnet damit, dass sich Solarstraßen von selbst finanzieren: Erstens wird Öl knapp und damit auch Asphalt immer teurer. Zweitens beherbergen die Panels auch Strom- und Telefonleitungen, für die heute noch eigene Gräben gezogen werden. Und drittens, glauben die Brusaws, könnten Fotovoltaik-Straßen in den USA mehr als dreimal so viel Strom erzeugen, wie das Land heute verbraucht.
Das amerikanische Verkehrsministerium ist zumindest interessiert - und hat 750.000 Dollar lockergemacht, für den Bau eines ersten Solarparkplatzes in Idaho.
Schon jetzt Realität sind Straßen, die Solarenergie nutzen, um Wasser zu erwärmen, das durch im Asphalt eingelassene Rohre fließt. Das niederländische Straßenbauunternehmen Ooms hat auf seinem Parkplatz sowie mehreren anderen ein System installiert, das im Sommer heißes Wasser in rund 100 Meter tiefe Hohlräume im Untergrund transportiert, wo es bis zum Winter lagert. In der kalten Jahreszeit heizt das warme Wasser aus dem Untergrund das Bürogebäude von Ooms und hält gleichzeitig den Parkplatz schneefrei.