Force Computers gruendet Telecom-Unternehmensbereich US-Echtzeitspezialist sucht neue Marktchancen bei Siemens & Co.

07.10.1994

MUENCHEN (gh) - Der weltweite Markt fuer Telecom-Equipment wird sich unter Umstaenden an einen neuen Namen gewoehnen muessen. Die kalifornische Force Computers Inc., bisher vor allem bekannt als Anbieter von Echtzeitloesungen auf VMEbus-Basis, will sich verstaerkt als OEM-Lieferant fuer Systemplattformen im klassischen Carrier-Geschaeft engagieren.

Multimedia und Breitbandkommunikation sind nicht nur Schlagworte fuer kuenftige Anwendungen in der Telekommunikation, sondern bedeuten zugleich auch neue Herausforderungen fuer Netzbetreiber und Equipment-Supplier. Parallel dazu haben die anstehende Privatisierung vieler PTTs sowie einzelner Marktsegmente zu einer schnelleren und innovativeren technologischen Entwicklung gefuehrt. Die heutigen Service-Provider fordern daher von der Zulieferindustrie besseren Service und anwendergerechte Systeme. Die grossen Ausruestungsfirmen wiederum suchen verstaerkt die Kooperation mit Herstellern von Computerplattformen, um die eigenen Ressourcen auf die Konzeption optimierter Loesungen konzentrieren zu koennen.

Erste Produkte fuer offene Standards

Dieses selbstformulierte Szenario vor Augen, wollen sich die Kalifornier ein Stueck vom Kuchen des boomenden Telecom-Marktes abschneiden. "Rund zehn Prozent des ueberwiegend noch proprietaeren Marktes werden sich oeffnen", gab sich Roland Chochoiek, Manager Market Development bei der in Muenchen ansaessigen Force Computers GmbH, anlaesslich der Praesentation der neuen Plaene seines Unternehmens optimistisch. Neue Zielgruppe der Echtzeitspezialisten aus San Jose sind jedenfalls die bis dato traditionellen Haus- und Hoflieferanten der ehemals staatlichen Carrier und Diensteanbieter, die kuenftig, so Chochoiek, "mehr denn je auf offene, standardisierte Plattformen setzen muessen".

Zu diesem Zweck wurde nun ein Team aus Spezialisten zum Unternehmensbereich Force Telecom zusammengefasst. Gleichzeitig hat das Unternehmen eine Reihe von Produkten vorgestellt, die, wie es bei Force heisst, die von der Telecom-Industrie geforderten Eigenschaften besitzen. Hierzu gehoert unter anderem die "Telecommunications Computer Platform" (TCP), eine nach dem ETSI- Standard 300119 entwickelte integrierte Loesung, die als Betriebsunterstuetzungs- beziehungsweise Entwicklungssystem sowie als Dienstesteuerungspunkt innerhalb eines intelligenten Netzes eingesetzt werden kann. Zudem laesst sich das System in Verbindung mit dem ebenfalls vorgestellten Datenkommunikations-Controller "IDC", der das CCITT-SS-7-Protokoll unterstuetzt, konfigurieren oder in oeffentliche wie private X.25-Netze integrieren.

Bei all dem baut man bei Force Computers auf die bereits vorhandene langjaehrige Erfahrung in Sachen "Time-to-Market von offenen, "eingebetteten" Loesungen und auf Partnerschaften mit Unternehmen wie Chorus, Spider Software sowie der US- amerikanischen ATM-Schmiede Fore Systems.

Ziel der Kalifornier ist, sich als OEM-Lieferant in puncto Embedded-Plattformen fuer Branchengroessen wie AT&T, Alcatel, Ericsson, Siemens etc. zu etablieren. Mit den meisten der genannten Ausruesterfirmen existieren bereits mehr oder weniger umfassende Kooperationen - was sich mittlerweile auch in der Umsatzstruktur der Company widerspiegelt, wo das Telecom-Equipment mit rund 35 Prozent bereits den groessten Teil vom Gesamtumsatz (Forecast fuer das Geschaeftsjahr 1994: 95 Millionen Dollar) ausmacht, gefolgt vom fuer die Kalifornier traditionellen Geschaeft mit industriellen VMEbus-Steuerungsanlagen.