Finanzierung von IT-Firmen

Förderinstrumente - Durchblick im Dschungel

19.01.2012
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Renate Oettinger war Diplom-Kauffrau Dr. rer. pol. und arbeitete als freiberufliche Autorin, Lektorin und Textchefin in München. Ihre Fachbereiche waren Wirtschaft, Recht und IT. Zu ihren Kunden zählten neben den IDG-Redaktionen CIO, Computerwoche, TecChannel und ChannelPartner auch Siemens, Daimler und HypoVereinsbank sowie die Verlage Campus, Springer und Wolters Kluwer. Am 29. Januar 2021 ist Renate Oettinger verstorben.

Programme aus der Region für die Region

Darüber hinaus gibt es verschiedene regionale Varianten, die Unternehmen in den jeweiligen Bundesländern unterstützen. So hat der Freistaat Bayern mit seinem Isar Valley mit dem Bayerischen Mittelstands-Kreditprogramm (MKP) Maßnahmen aufgesetzt, die Gründer und Investitionen fördern sollen. Die Palette reicht von Vorzugskonditionen bis zur Haftungsfreistellung bis zu 70 Prozent für die durchleitende Bank. Die MKP-Darlehen "Startkredit" und "Investivkredit" lassen sich analog zu den KfW-Programmen mit weiteren Darlehen der LfA (Startkredit 100 beziehungsweise Investivkredit 100) kombinieren, um so eine Finanzierung von bis zu 100 Prozent zu erreichen.

Darüber hinaus gibt es verschiedene Varianten der Technologieförderung, etwa das FuE-Programm Informations- und Kommunikations-Technik, das mit Mitteln aus dem Europäischen Fond für regionale Entwicklung (EFRE) unterstützt wird. Dabei fördert zum Beispiel das bayerische Technologie-Förderungs-Programm der LfA (BayTP), im Teilprogramm Anwendungsvorhaben auch den Einsatz (nicht nur die Entwicklung) von innovativer Technologie unter bestimmten Voraussetzungen. Gefördert werden bis zu 80 Prozent der Kosten für Anschaffung und Einführung der Neuerung, also Investitionskosten, Personal-/Materialaufwand sowie erforderliche Fremdleistung

Während die LfA darlehensseitig aktiv ist, ist die LfA-Tochter BayernKapital auf der Eigenkapitalseite tätig: Bisher wurden etwa 165 Millionen Euro Beteiligungskapital in 200 innovative technologieorientierte Unternehmen wie IT gesteckt; das Volumen der derzeit acht Fonds beträgt rund 200 Millionen Euro. Über offene und stille Beteiligungen über Seedfonds Bayern, Clusterfonds Start Up!, Clusterfonds Innovation beziehungsweise Clusterfonds EFRE Bayern sind Volumina zwischen 250.000 und zwei Millionen Euro (als Co-Investment zu einem Lead-Investor) darstellbar.

Zudem gibt es die Bayerische Regionalförderung sowie die Bürgschaftsbank Bayern, die die Hausbank mit bis zu 80 Prozent von der Haftung freistellen. Warum also nicht als IT-Unternehmen darüber nachdenken, ob das Callcenter in einem Ballungs-Raum oder nicht doch besser in einem strukturschwachen Raum angesiedelt werden soll? Dabei ist nochmals zu bemerken, dass es primär um Neuinvestitionen geht, nicht darum, andere Kreditgeber aus der Verantwortung zu entlassen.

Und last, but not least gibt es auch Unterstützung in wirtschaftlichen Schieflagen, etwa wenn aufgrund eines großen Forderungsausfalls ein Liquiditätsengpass entsteht und Arbeitsplätze gefährdet sind. Unter eng abgestimmten Bedingungen ist es beispielsweise möglich, durch das Konsolidierungsdarlehen eine Umschuldung von kurz- in längerfristige Kredite zu erreichen. So unterstützt die BayBG Turn-arounds mit einem Beteiligungskapital von bis zu einer Million Euro. Voraussetzungen für derartige Konsolidierungsdarlehen sind ein verabschiedetes Konsolidierungskonzept und ein Beitrag aller Beteiligter - des Unternehmers, der Hausbank und der bestehenden Gläubiger.

Fazit

Im Rahmen europaweiter, staatlicher beziehungsweise landesspezifischer Programme gibt es eine Vielzahl von Fördervarianten, von der Gründung über die Innovation bis hin zum Wachstum und zum Turnaround. Erfahrene Berater können dabei Lotsen im Förder-Dschungel sein. Denn ein einmal abgegebener und ggf. formal falsch formulierter Antrag kann schnell zur (dauerhaften) Ablehnung führen. Zudem gilt es auch die Hausbank zu überzeugen und Vertrauen in das Prozedere aufzubauen. (oe)

Der Autor Dr. Bernhard Schmid war knapp 20 Jahren in der IT-Branche tätig und hat in seiner Zeit als Geschäftsführer, Vorstand und Berater über 20 Corporate Finance -Transaktionen im IT-Channel realisiert. Er ist Geschäftsführender Gesellschafter der Global Value Management GmbH (GVM).

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