Zu diesem Ergebnis kam zuletzt eine Expertenrunde im Rahmen des eco Kongresses 2014. Im Zeitalter von Laptop, Tablet und Smartphone können Unternehmen ihren Mitarbeitern immer mehr Freiheit zum Erledigen ihrer Aufgaben einräumen. Nach Expertenmeinung wird es beispielsweise für zwei Drittel der Büroarbeiter in Deutschland bis 2025 selbstverständlich sein, auch von zu Hause aus zu arbeiten. Dies führt dazu, dass Unternehmen weltweit ihre Büroflächen deutlich reduzieren werden. Für zehn Mitarbeiter sind zukünftig nur noch durchschnittlich 6,7 Schreibtische vorgesehen. Im Zuge der Zeit- und Standortunabhängigkeit wird auch das Arbeiten in der Cloud immer wichtiger.
Ressource Mitarbeiter steht im Mittelpunkt
Laut Lucia Falkenberg, HR-Managerin und Expertin der Kompetenzgruppe New Work bei eco - Verband der deutschen Internetwirtschaft e. V., steht die Digitalisierung im Mittelpunkt der Arbeitswelt 4.0.
Spätestens seitdem der demographische Wandel die Anzahl der Fachkräfte schrumpfen lässt und die Globalisierung uns vor neue Herausforderungen stellt, steht die "Ressource Mitarbeiter" noch stärker im Fokus der Personalabteilungen. "Allein in Deutschland wird die Anzahl an erwerbsfähigen Menschen bis 2025 um bis zu 6,5 Millionen Personen zurückgehen. Durch diese Entwicklung nähern wir uns immer mehr der Vollbeschäftigung, in der sich die meisten der hochqualifizierten sogenannten Wissensarbeiter ihren Arbeitgeber aussuchen können."
Wandel hin zum Arbeitnehmermarkt
Dieser Wandel hin zum Arbeitnehmermarkt führe zunehmend dazu, dass die zukünftigen Arbeitsbedingungen immer mehr an die Bedürfnisse der Mitarbeiter angepasst werden. Dies soll nach Angaben von Falkenberg zu einer besseren Vereinbarkeit von beruflichem Erfolg und Privat- oder Familienleben führen, mehr hochqualifizierten Frauen die Berufstätigkeit ermöglichen und jene psychischen Belastungen reduzieren, die heute der Spagat zwischen Arbeit und Privatleben mit sich bringt. "Jeder, der regelmäßig aus dem Meeting zur Kita hetzt, weiß, wovon die Rede ist", beschreibt Falkenberg.
Fluch und Segen zugleich
Bis 2025 wird es eine starke Nachfrage nach flexiblen Arbeitsformen geben. So gehen in einer empirischen Untersuchung des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) 70 Prozent der Beschäftigten davon aus, dass im Jahr 2025 "eine gelebte Work-Life-Balance" als Statussymbol gilt.
Die Arbeitswelt 4.0 kann jedoch zugleich Fluch und Segen sein: Der Arbeitgeber räumt seinen Mitarbeitern zwar eine größere Flexibilität zum Erledigen der Arbeiten ein, erwartet aber im Gegenzug auch eine größere Flexibilität von den Arbeitnehmern selbst. "Die Experten sind sich darüber einig, dass dies in den allermeisten Fällen zu längeren Arbeitszeiten führt als beim klassischen '9 to 5'. Viele Fachleute warnen daher vor einer ständigen Erreichbarkeit durch die duale Nutzung von Smartphones und Co., die dazu führen kann, dass sich Mitarbeiter rund um die Uhr 'on duty' fühlen ", räumt die HR-Expertin von eco ein.
- Wie wird Arbeiten im Home Office effizient?
Unify gibt einige praktische Tipps, mit denen Mitarbeiter auch ihr Home Office möglichst produktiv gestalten können. - Grenzen setzen - auch zu Hause
Im eigenen Heim lauern zahlreiche Ablenkungen: Nicht abgespültes Geschirr, der Kühlschrank, Radio oder Fernseher üben ungeahnte Anziehungskräfte aus und stören die produktive Arbeit. - Ein festgelegter Arbeitsbereich, ...
... der vom übrigen Wohnraum abgetrennt ist, verhilft auch zu klaren Grenzen im Kopf. Die Gefahr der Ablenkung wird geringer. - Einen Fensterplatz buchen
Stress bremst die Produktivität. Ein Blick aus dem Fenster bietet Abwechslung, noch mehr wenn er direkt ins Grüne geht. Außerdem ist es für Bildschirmarbeiter sinnvoll, regelmäßig in die Ferne zu sehen, zumindest einige Meter hinter den Monitor. - Ein Fensterplatz ...
... verringert die Belastung der Augen und damit auch den Arbeitsstress. Tipp für alle, die keinen Platz am Fenster haben: Auch Zimmerpflanzen oder ein Zimmerbrunnen sorgen für entspannte Atmosphäre. - Mit Farben spielen
Farbe ist ein wichtiger Faktor für jeden Büroraum, egal ob in der Firma oder zu Hause. Farben beeinflussen die Stimmung wesentlich. - Neutrale Farben wirken beruhigend, ...
... während manche Orange- und Gelbtöne sogar das Hungergefühl fördern. Besonders zu empfehlen für eine produktive Arbeitsumgebung sind Zitronentöne, Pastellblau oder Cremefarben. - Auf einen ergonomischen Arbeitsplatz achten
Mitarbeiter können nur produktiv sein, wenn sie gesund sind und einen komfortablen Arbeitsplatz haben. - Das Büro zuhause ...
... soll auch nach ergonomischen Vorgaben eingerichtet werden, um gesund und leistungsfähig zu bleiben. Hier sind ebenfalls die Arbeitgeber gefragt: Sie sollten unbedingt dafür sorgen, dass alle ihre Mitarbeiter die nötigen Informationen zur Ergonomie am Arbeitsplatz bekommen. - Für Flexibilität sorgen
Auch wenn das Home Office seinen festen Platz in der Wohnung haben sollte: Stuhl und Schreibtisch festzuschrauben, hilft auch nicht weiter. - Dagegen fördert es die Kreativität ...
... gelegentlich die Position und damit den Blickwinkel auf die aktuelle Arbeit zu wechseln. Es ist ebenfalls hilfreich, Dinge neu sortieren zu können oder die Arbeit anders anzuordnen - dafür sollte auch im Home Office Platz sein.
Arbeitswelt 4.0 benötigt Regeln und Abstimmungsprozesse
Dass immer und überall gearbeitet wird, kann nach Meinung der New Work Spezialistin sogar zu einer Zunahme der psychischen Belastung am Arbeitsplatz und mehr Stress führen. Eben diesen Stress hat die Weltgesundheitsorganisation WHO nicht ohne Grund zu einer der "größten Gefahren des 21. Jahrhunderts" erklärt. Falkenberg ist sich jedoch sicher, dass die fortschreitende Digitalisierung hauptsächlich zu einer Verbesserung der Arbeitsbedingungen führen wird. Die Aussicht, künftig Job und individuelle Lebensgestaltung besser vereinbaren zu können, eröffnet vielen Mitarbeitern neue Chancen. Außerdem wird selbstbestimmteres Arbeiten zu mehr Arbeitszufriedenheit führen. Grundlage hierfür ist aber, dass sich Unternehmen und Mitarbeiter auf die Einhaltung bestimmter Regeln einigen und die Zusammenarbeit vertrauensvoll und mit gegenseitigem Respekt abstimmen - dann werden die Trennung zwischen Beruflichem und Privatem und auch der verdiente Feierabend weiterhin möglich bleiben.