Meyer Werft führt Factory Planner ein

Flexibel bleiben trotz Automatisierung

29.06.2001
MÜNCHEN (qua) - Im Rahmen ihres Projekts "Neue Fertigung" hat die Josef L. Meyer GmbH in Papenburg ihre Fertigungsplanung umgestellt - weg vom Meister-Prinzip hin zur Vogelschauperspektive. Für eine flexible Detailplanung bis auf die Teileebene setzt der Werftbetrieb den "Factory Planner" von i2 Technologies ein.

Das 200 Jahre alte Traditionsunternehmen konzentriert sich auf den Bau von Kreuzfahrtschiffen und Spezialwasserfahrzeugen. Im schwierigen Werftgeschäft will es sich behaupten, indem es seine Produktion durchgängig automatisiert und mit Hilfe von Softwaretechnik unterstützt. Dazu wurde das Projekt Neue Fertigung aufgesetzt. Es dient dazu, alle für den Schiffbau notwendigen Prozesse komplett zu überarbeiten und auf dieser Basis mit moderner Computertechnik zu untersützten. In diesem Umfeld sattelt beispielsweise die Konstruktion von einem zweidimensionalen auf ein 3D-System um.

Von der Umgestaltung betroffen ist aber auch die Fertigungsplanung: Bislang unterlag sie der Autorität des jeweiligen Meisters. Wie Matthias Poppen, Projektleiter EDV Neue Fertigung erläutert, erfordert die fortschreitende Integration des Produktionsprozesses jedoch eine übergeordnete Sicht auf die gesamte Wertschöpfungskette - von der Konstruktion bis zum Leitsystem. Dabei müsse vor allem verhindert werden, dass die Flexibilität der Automation zum Opfer fällt.

An dieser Stelle kommt die i2-Software ins Spiel. Das vorhandene Planungssystem, das auf einem IBM-Rechner des Typs ES/9000 läuft, eignet sich nur für die Grobplanung von Blöcken und Systemen. Gesucht wurde deshalb ein ergänzendes Tool, das die Auslastung der Maschinen für den Schiffskörperbau im Detail simulieren konnte. Es sollte, so Poppen, sehr große Datenmengen schnell auswerten können. Im Factory Planner sieht der Projektleiter diese "Kernanforderung" erfüllt.

Die Entscheidung für die i2-Software fiel im Februar dieses Jahres. Laut Poppen ist das Werkzeug "im Wesentlichen" implementiert; lediglich die Feinabstimmung fehle noch. Gesetzt den Fall, dabei treten keine größeren Probleme auf, beträgt die Laufzeit des Projekts nicht einmal vier Monate, was für ein Vorhaben dieser Größenordung außerordentlich kurz wäre. Bei der Umsetzung ließ sich die Meyer Werft von dem in Würselen bei Aachen ansässigen Beratungsunternehmen 4Production AG unterstützen.

Der Factory Planner ist in das Planungs- und Fertigungssystem der Werft integriert. Dazu zählen unter anderem die Fertigungsdatenbank, die von der Wiesbadener Eckelmann AG auf DB/2-Basis eingerichtet wurde, sowie die selbst entwickelte Auftragsverwaltung, die derzeit gerade von RPG auf Java umgestellt wird. Beide Applikationen laufen auf einem AS/400-System. Die i2-Software hingen wurde unter Windows NT auf einem PC mit Doppelprozessor-Board von Maxdata installiert.

Nachdem die eigene Fertigung auf einen neuen Stand gehoben ist, plant die Meyer Werft, im nächsten Schritt auch ihre Partner in das System einzubinden. Hier könnte der Supply Chain Planner von i2 zum Einsatz kommen. Allerdings will sich Poppen keineswegs festlegen. Noch hat er mit der Einführung des Factory Planner alle Hände voll zu tun.