Flaues Geschäft mit Netzwerk-Equipment

28.05.2002
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Sabine Prehl ist freie Journalistin und lebt in München.
MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Unter den weltweit sinkenden IT- und TK-Investitionen leiden auch die Hersteller von Routern, Switches und Wireless-LAN-Produkten. Die Einnahmen aus dem Geschäft mit Netzwerk-Equipment sind im ersten Quartal des Kalenderjahres 2002 in allen drei Marktsegmenten zurückgegangen.

So sanken die Umsätze mit Gigabit-Ethernet-Switches einem Bericht der Dell’Oro-Group zufolge im ersten Quartal dieses Jahres um zwei Prozent gegenüber dem vorherigen Quartal - von 2,7 Milliarden auf 2,65 Milliarden Dollar. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres wurden mit Switching-Produkten noch weltweit 3,1 Milliarden Dollar erwirtschaftet.

Cisco ist nach wie vor in allen drei Marktsegmenten die Nummer eins. Im Bereich Wireless LAN büßte der Netzwerkriese im ersten Quartal allerdings 22 Prozent seines Marktanteils ein.   Quelle: Dell'Oro Group

Cisco baut Marktführerschaft aus

Trotz des Abwärtstrends konnte der kalifornische Anbieter Cisco Systems, der in allen drei Marktsegmenten die Nummer eins ist, seinen Marktanteil bei Ethernet-Switches von 63 Prozent im vorangegangenen Quartal auf fast 67 Prozent erhöhen. Grund hierfür ist unter anderem das Wachstum bei modular aufgebauten Layer-3-fähigen Produkten, die zwar teurer als herkömmliche Switches sind, angesichts des allgemeinen Preisverfalls aber immer häufiger zum Einsatz kommen. Auch Extreme Networks gewann Marktanteile hinzu und konnte sich damit auf den zweiten Platz aufschwingen. Einbußen erlitt dagegen Nortel Networks: Der Marktanteil des kanadischen TK-Ausrüsters sank von 7,5 Prozent im vierten Quartal 2001 auf 5,7 Prozent.

Die Router-Umsätze waren ebenfalls rückläufig: Gegenüber dem Vorquartal sanken die Einnahmen zwar nur leicht von 1,67 auf 1,62 Milliarden Dollar. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht das jedoch einem Rückgang um 21 Prozent: Im ersten Quartal 2001 hatten die Router-Hersteller noch 2,05 Milliarden Dollar eingenommen. Cisco konnte auch hier seinen Marktanteil in den ersten drei Monaten des Jahres ausbauen - auf 85,5 Prozent gegenüber 84,4 Prozent im vierten Quartal und 78 Prozent im ersten Quartal 2001.

Die Zugewinne gingen vor allem zu Lasten des Wettbewerbers Juniper Networks, dessen Marktanteil im Jahresvergleich von acht auf 6,4 Prozent schrumpfte. Mit der vergangene Woche getätigten Übernahme der Siemens-Tochter Unisphere Networks könnte sich die Situation für Juniper jedoch wieder verbessern. Unisphere hat nach Einschätzung von Dell’Oro-Analystin Christin Armacost neben Cisco die besten Perspektiven im Geschäft mit Highend-Routern.

Gesünder als das Switches- und Router-Geschäft präsentiert sich der weltweite Markt für Wireless-LAN-(Local Area Network-)Ausrüstung nach dem IEEE 802.11-Standard: Die Umsätze in diesem Bereich sind zwar in den ersten drei Monaten des Jahres ebenfalls gesunken - von 363 Millionen im vierten Quartal 2001 auf 352 Millionen Dollar. Das ist nach Ansicht der Analysten aber vor allem darauf zurückzuführen, dass einige Firmen nach der Ankündigung neuer Produkte durch den Marktführer Cisco im April neue Produkte lieber abgewartet hätten. Grundsätzlich seien klare Anzeichen dafür erkennbar, dass Wireless LAN (WLAN) nicht nur im privaten Bereich, sondern mittlerweile auch bei Geschäftskunden immer mehr Anhänger findet. Gegenüber dem ersten Quartal des Vorjahres, in dem weltweit 235 Millionen Dollar umgesetzt worden waren, ist jedenfalls ein Aufwärtstrend erkennbar. Auch für das restliche Jahr sagen die Experten weitere

Steigerungsraten im WLAN- Bereich voraus. Speziell Europa und Asien sind nach Ansicht der US-Marktforschungsfirma In-Stat MDR wichtige Wachstumsmärkte. 

Laut In-Stat-Analystin Gemma Paulo hat der Siegeszug von WLAN vor allem zwei Gründe: Einerseits wissen immer mehr Anwender die Mobilität, die diese Technik bietet, zu schätzen. Andererseits wird die Implementierung von Netzwerken nach dem Standard IEEE 802.11b wegen des starken Wettbewerbs zunehmend kostengünstiger. Neben Marktführer Cisco drängen laut Paulo jetzt vor allem Billiganbieter wie Buffalo, Linksys oder D-Link, die im Geschäft für Heimnetzwerke stark sind, in den Markt für Firmenlösungen.

Gute Zukunftsperspektiven verspricht nach Einschätzung der Experten aber auch die schnellere IEEE-802.11a-Technik. Laut Dell’Oro steuerten Netzwerkkarten und andere diesem Standard entsprechende Produkte im ersten Quartal dieses Jahres bereits rund 9,5 Millionen Dollar zu den gesamten LAN-Einnahmen bei.