CW-Kolumne

Flammendes Cyber-Inferno

02.06.2012
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Erst Stuxnet, dann Duqu und jetzt Flame. Mittlerweile hat man sich als normaler IT-User ja damit abgefunden, dass beim Einsatz von PC und Notebook immer ein gewisses Sicherheitsrisiko mitschwingt.
Martin Bayer, Stellvertretender Chefredakteur COMPUTERWOCHE
Martin Bayer, Stellvertretender Chefredakteur COMPUTERWOCHE

An die ständigen Horrormeldungen von geknackten Systemen und verlorenen Daten hat man sich auch schon gewöhnt. Doch der neue Super-Virus Flame schreckt die globale Netzgemeinde dann doch gehörig auf. Schaut man auf das Schadenspotenzial, scheint sich hier eine neue Gefahrendimension abzuzeichnen, deren Folgen womöglich noch gar nicht abzusehen sind.

Flame kann über das Mikrofon des Rechners Gespräche belauschen, Tastatureingaben protokollieren, alle möglichen Daten von befallenen Systemen abgreifen sowie beliebigen Schadcode nachladen, der irgendwann ausgeführt wird. Wenn selbst Security-Spezialisten ehrfürchtig die Komplexität und Raffinesse des neuen Schädlings bestaunen, hinterlässt das ein mulmiges Gefühl beim Nutzer. Zumal Flame offenbar schon seit Jahren sein Unwesen treibt, den umtriebigen Antivirenherstellern aber bis dato nicht ins Netz ging. So mancher User wil da gar nicht mehr wissen, welche Bedrohungen sich sonst noch im World Wide Web finden.

Zur allgemeinen Unsicherheit trägt auch bei, dass keiner weiß, wer hinter dem digitalen Bösewicht steckt. Auch die Urheber von Stuxnet und Duqu sind bis heute unbekannt. Spekulationen über Geheimdienste, die mit Hochdruck an Cyber-Waffen bauen, die die gegnerischen Netze infiltrieren und lahmlegen können, tragen nicht gerade zum Vertrauen in das weltumspannende Internet bei. Dass der Cyberwar längst Realität ist, hat zuletzt US-Außenministerin Hillary Clinton unumwunden zugegeben, als sie stolz berichtete, amerikanischen Cyber-Agenten sei es gelungen, Al-Kaida-Seiten zu entern. Doch der digitale Schuss könnte nach hinten losgehen. Die westlichen Staaten sind mit ihren von IT abhängigen Infrastrukturen viel verwundbarer als islamistische Terrorbanden. Wehe, wenn es diesen einmal gelingt, selbst einen Virus wie Flame zu entwickeln.