Fit aus der Flaute: Krise auf dem Arbeitsmarkt als Chance begreifen

11.01.2002
Hans Königes Job & Karriere

Die Verbände überboten sich Anfang 2001 in ihrem Optimismus bezüglich der offenen Stellen in der IT. In den Unternehmen wurde die Personalabteilung auf Teufel komm raus ausgebaut, genommen wurde "jeder, der uns vor die Flinte kam", wie es ein Personaler formulierte. Jeder Startup-Geschäftsführer glaubte, im Rekordtempo internationalisieren und wachsen zu müssen. Selbst der Kleinstbetrieb mit einem Dutzend Beschäftigten brauchte auf einmal europaweit Niederlassungen und natürlich eine im Silicon Valley. Die Karrierechancen schienen phantastisch - keine Hierarchie, keine Bürokratie, aber auch keine Führungskompetenz der jungen Gründer. Spätestens im Sommer und Herbst 2001 begann das Zurückrudern, dass einem schwindlig werden konnte. Genauso schnell wie manches Startup gewachsen war, schloss es nun die Tore und feuerte die Mitarbeiter mit übelsten Methoden.

Wie geht es in diesem Jahr weiter? Zunächst die gute Nachricht: Viele IT-Firmen werden weiter einstellen, allerdings - und das ist die schlechte - nicht mehr in dem großen Stil, wie es in den Vorjahren der Fall war. Die Personaler sprechen von einer Professionalisierung der Arbeit. Der schnelle Aufbau einer Organisation mit schlecht qualifizierten Mitarbeitern soll der Vergangenheit angehören.

Auch in den IT-Abteilungen wird es weniger gemütlich. Die Geschäftsführungen haben die Phase des Experimentierens mit E-Business-Projekten für beendet erklärt und erwarten nun die Ergebnisse der zum Teil horrenden Investitionen. Für die IT-Beschäftigten bedeutet dies, viel stärker als in der Vergangenheit in Kosten-Nutzen-Kategorien zu denken. Die IT-Profis müssen die Anwendersicht verinnerlichen und das ABC der Betriebswirtschaft lernen.

So gesehen hat diese Flaute auch ihr Gutes: Jeder Chef stellt sein Unternehmen auf den Prüfstand, und jeder Mitarbeiter muss sich fragen, ob er mit seinen Fähigkeiten und Kenntnissen fit genug ist, auch in Krisenzeiten zu bestehen, unabhängig davon, wie es seinem Arbeitgeber geht.

Die Empfehlung für dieses Jahr: den Spruch "Die Krise als Chance begreifen" ernst nehmen, auch wenn er noch so abgegriffen ist, und 2002 richtig durchstarten. Wie heißt es doch so schön im aktuellen US-Management-Bestseller "Fish": Mit der richtigen Einstellung "Es liegt an mir, aus diesem Tag einen schönen Tag zu machen", mit viel Humor und mit dem Bestreben, anderen zu helfen, lässt es sich doch wesentlich leichter leben. (hk)