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Fisher: Schmalensee war leichtgläubig

02.06.1999
Antitrust-Prozeß geht weiter

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Gestern wurde das Kartellverfahren gegen Microsoft mit der Aussage des MIT-Ökonomen (Massachusetts Institute of Technology, Boston) Franklin Fisher wieder aufgenommen. Fisher ist einer von drei Zusatzzeugen der Anklage; Microsoft durfte die gleich Anzahl nachnominieren. Der Wirtschaftswissenschaftler attackierte gemeinsam mit Chefankläger David Boies vor allem die früheren Aussagen des Microsoft-Zeugen Richard Schmalensee, ebenfalls Ökonomie-Experte am MIT. Die Angelegenheit war insofern leicht delikat, weil Schmalensee (mittlerweile Dekan der Sloan School of Management der Bostoner Eliteuni) früher Student von Fisher war.

Schmalensee hatte in seiner Aussage behauptet, Microsoft erfasse die Verkäufe seiner Betriebssysteme nicht elektronisch, sondern von Hand. Fisher kann sich indes überhaupt nicht vorstellen, daß in einem Konzern von der Größe der Gates-Company eine derartige Zettelwirtschaft existieren könne. "Ich denke, Professor Schmalensee war in diesem Punkt - in seiner üblichen gutmütigen Art - ein wenig leichtgläubig." Die weitere Befragung drehte sich vornehmlich um unterschiedliche Definitionen des Begriffs "Monopol". Fisher kam dabei zu dem Schluß, daß sein ehemaliger Student Schmalensee mit der Betrachtung der gesamten Mikrocomputer-Software-Industrie einen viel zu breiten Ansatz gewählt und Microsoft dort gesunde Konkurrenz bescheinigt hatte. In der PC-Industrie, um die es eigentlich gehe, sehe er Microsoft durchaus als Monopolisten, erklärte Fisher.