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Firmenpleiten erreichen neues Rekordhoch

14.03.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Nach Mitteilung des Statistischen Bundesamts (Destatis) sind im vergangenen Jahr 32 278 Unternehmen zahlungsunfähig geworden, 14,3 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Mindestens 200 000 Mitarbeiter wurden auf die Straße gesetzt, tatsächlich dürfte die Summe aber höher liegen, da bei über einem Fünftel der Anträge keine Angaben zur Beschäftigtenzahl gemacht wurden. So geht die Wirtschaftsauskunftei Creditreform sogar von mehr als einer halben Million Menschen aus, die im vergangenen Jahr aufgrund einer Insolvenz ihren Arbeitsplatz verloren. Besonders stark von der Pleitewelle erfasst wurden laut Destatis die Aktiengesellschaften: Mit insgesamt 442 Insolvenzen stellen die AGs zwar nur einen Bruchteil der Gesamtmenge dar, im Vergleich zum Vorjahr stieg die Zahl der Insolvenzen jedoch um 151,1 Prozent an. Jürgen

Angele vom Statistischen Bundesamt ist der Ansicht, dass ein Teil davon sicherlich vom Neuen Markt komme, ein weiterer Anteil entfalle auf Beteiligungsgesellschaften.

Wie die Zahlen belegen, wuchs die Zahl der Insolvenzen gegenüber dem Vorjahr bei älteren Unternehmen ( + 24,9 Prozent) fast doppelt so stark wie die bei solchen unter acht Jahren (+ 12,6 Prozent). Allerdings stellten 2001 insgesamt 9132 ältere Firmen einen Insolvenzantrag, dagegen gingen über 15 000 junge Firmen pleite. So geht etwa die European Business School davon aus, dass 2001 allein rund 1400 Internet-/E-Commerce-Startups gescheitert sind (Computerwoche online berichtete).

Verbraucherinsolvenzen und sogenannte Regelinsolvenzen miteinberechnet kam es hierzulande in vergangenen Jahr zu 49 300 Pleiten, 17 Prozent mehr als im Jahr 2000. Die Gesamtsumme der offenen Forderungen belief sich nach Angaben der Statistiker auf über 31 Milliarden Euro.

Die deutlich höhere Zahl der Insolventen in den letzten beiden Jahren hängt aber auch mit einer Gesetzesänderung zusammen: Seit 1999 wird Verbrauchern und dem Kleingewerbe die Möglichkeit der Entschuldung in Form eines vereinfachten Verfahrens angeboten. Nachdem eine erneute Änderung der Verordnung zum 1. Dezember angekündigt wurde, sank die zunächst hohe Zahl der Verbraucherinsolvenzen in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres um über 50 Prozent. Insgesamt nahmen die Pleiten in diesem Bereich gegenüber dem Vorjahr um 27 Prozent zu.

Trotz erster positiver Signale aus der Wirtschaft ist ein Rückgang der Pleitewelle nicht in Sicht: Die Wirtschaftsauskunftei Creditreform rechnet damit, dass die Zahl der Insolvenzen im laufenden Jahr erneut um 25 Prozent ansteigt. Den ausführlichen Bericht des Statistischen Bundesamts finden Sie hier. (mb)