Aus Angst vor Nachzahlungen in die Sozialkassen

Firmen trennen sich von IT-Selbständigen

14.05.1999
MÜNCHEN (CW) - Während der Bundeskanzler einen zweiten Anlauf nimmt, um das umstrittene Gesetz gegen die Scheinselbständigkeit doch noch abzuändern, spitzt sich die Lage für viele DV-Freiberufler offenbar dramatisch zu.

"Es ist viel schlimmer, als wir angenommen haben", kommentiert Ulrich Bode, Sprecher der Selbständigen in der Gesellschaft für Informatik (GI), die Ergebnisse einer Blitzumfrage. Demnach haben 20 Prozent der befragten Freiberufler bereits einen Auftraggeber verloren. "Weiteren 40 Prozent droht das gleiche Schicksal", so Bode.

Die Unternehmen trennten sich ohne Ansehen der Person von allen freien Mitarbeitern, weil sie befürchteten, die Sozialbeiträge für mehrere Jahre rückwirkend zahlen zu müssen. Der freiberufliche Informatiker Bode forderte die Bundesregierung daher auf, sofort zu handeln und das umstrittene Gesetz auszusetzen: "Jeder Tag zählt. Schließlich bedroht das Gesetz die Existenzgrundlage vieler Familien."

Mittlerweile hat Kanzler Schröder im Bundestag angekündigt, daß geprüft werde, ob auf die rückwirkende Zahlung der Sozialversicherungsbeiträge verzichtet werden könne. Die Sozialsysteme dürften aber nicht durch einen weiteren Anstieg von beitragsfreien Beschäftigten zerstört werden. Bis zum jetzigen Zeitpunkt ist nicht klar, wie es weitergeht, da sowohl aus dem Bundeskanzleramt als auch aus dem Arbeitsministerium noch keine endgültige Aussage vorliegt, ob nachgebessert wird.

Für alle Fragen zum Thema Scheinselbständigkeit steht Ulrich Bode ab sofort im CW-Infonet unter www.computerwoche.de zur Verfügung. Unter der Rubrik Job + Karriere können Ratsuchende im interaktiven Forum "Scheinselbständig?" ihre Fragen online stellen.