Recruiting

Firmen locken Absolventen mit allen Tricks

24.04.2008
Von 
Ingrid Weidner arbeitet als freie Journalistin in München.
Tim Ackermann, Microsoft: Keiner erfindet im Hochschul-Marketing das Rad neu.
Tim Ackermann, Microsoft: Keiner erfindet im Hochschul-Marketing das Rad neu.

Die klassischen und altbewährten Methoden wie Messen, Praktika und enge Kontakte zu den Hochschulen ziehen immer noch. "Keiner erfindet im Hochschul-Marketing das Rad neu", erklärt der erfahrene Personaler Tim Ackermann von Microsoft ganz pragmatisch. "Wir schauen uns natürlich die Entwicklungen von sozialen Netzwerken wie StudiVZ oder Xing genau an. Allerdings suchen wir dort nicht aktiv." Karriere- und Hochschulmessen nutzen Unternehmen zur Image-Bildung, doch inzwischen auch wieder verstärkt für Vorstellungsgespräche. Gerade im IT-Sektor zieht die CeBIT und das dortige Karrierezentrum der COMPUTERWOCHE Firmen und Bewerber gleichermaßen an. "Wir haben dort viele gute Gespräche geführt", berichtet Ackermann. Hochschul- und einige Regionalmessen sind zwar für das Microsoft-Personal-Marketing-Team ebenfalls Pflichttermine, doch die Ergebnisse schätzt Ackermann als durchschnittlich ein.

Microsoft sucht 30, Accenture 800 Absolventen

"Wir sprechen die Studierenden früh an, etwa mit Wettbewerben wie dem Imagine Cup, Förderprogrammen für Studierende, speziellen Studentenprogrammen, Weiterbildungen für Professoren und Kooperationen mit Hochschulen. Es ist uns wichtig, früh Perspektiven bei Microsoft zu eröffnen." Momentan profitieren 130 Studierende vom Förderprogramm "Microsoft Student Partners". Von allgemeinen Technologieschulungen, Persönlichkeitstrainings bis hin zu Microsoft-spezifischen Qualifizierungen und Zertifikaten reicht das Programm, mit dem der Softwarehersteller begeistern möchte. Microsoft sucht verstärkt Young Professionals mit einigen Jahren Berufserfahrung, außerdem möchte das Unternehmen in diesem Jahr 30 frisch gebackene Hochschulabsolventen einstellen.

In einer anderen Größenordnung sucht das Beratungshaus Accenture in Kronberg im Taunus neue Mitarbeiter. Die auch über die Website betriebene Recruiting-Kampagne "Ein ganz normaler Arbeitstag für Tiger" lockte viele Besucher an, wenn sich auch manche vermutlich mehr für das Preisausschreiben und den verlosten Mini interessierten. Bis September 2008 möchte das Beratungsunternehmen 1000 neue Mitarbeiter einstellen, davon rund 800 Hochschulabsolventen. "Wir haben 50 Campus-Teams, die an 150 Hochschulen aktiv sind. Unsere Berater kommen zu Vorträgen, Firmenpräsentationen, aber auch für Seminare, beispielsweise Bewerbertrainings oder Projekt-Management, an die Universitäten. Pro Jahr veranstalten wir 200 solche Events", erzählt Simone Wamsteker, verantwortlich für das Hochschul-Marketing bei Accenture.

Arbeitgeber interessieren sich für Hochschul-Rankings

Eine weitere Chance, mit der studentischen Zielgruppe in Kontakt zu treten, ist der Hochschulwettbewerb "Campus Challenge", an dem sich jedes Jahr rund 1000 Studierende beteiligen. Studententeams bearbeiten dabei Fälle aus dem Beratungsalltag und reichen ihre Lösungsvorschläge anschließend ein. Aus den eingehenden Unterlagen werden die 16 besten Teams nach Kronberg eingeladen.

Simone Wamsteker und ihr Team orientieren sich bei der Auswahl von geeigneten Hochschulen für Recruiting-Maßnahmen auch an Rankings. "Im Fach Wirtschaftsinformatik arbeiten wir beispielsweise besonders eng mit den Universitäten in Karlsruhe, Dresden und München zusammen. Bei den Wirtschaftswissenschaftlern sind es Hochschulen wie Köln und Mannheim."

Neben ausgefallenen Events setzt Accenture auch auf klassische Vorgehensweisen. Ein Mentorenprogramm für Studierende spricht diese im Jahr vor dem Examen an und stellt ihnen einen erfahrenen Berater zur Seite, mit dem sie sich regelmäßig austauschen können. Fragen zum Berufseinstieg und Arbeitsalltag eines Beraters gehören ebenso dazu wie spezielle Workshops für diese Studierenden. "Pro Semester wählen wir aus den Bewerbungen 30 Studierende aus", schildert Wamsteker. Dazu kommen jährlich 50 Praktikumsplätze. Messen nutzt man hauptsächlich zur Imagewerbung, dabei ergeben sich aber ebenfalls interessante Gespräche mit Bewerbern. "Nach einem Recruiting-Event hat sich in StudiVZ spontan eine Gruppe dazu gebildet", freut sich die Beraterin über den kostenlosen Werbeeffekt.