Firmen informieren nicht genug über E-Learning

14.08.2002
Von 
Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.
MÜNCHEN (CW) - Obwohl E-Learning schon seit Jahren eine große Zukunft prophezeit wird, findet die Lernform bei Mitarbeitern nicht die erhoffte Resonanz. Die Ursachen liegen auch in den Unternehmen selbst, die zu wenig über elektronische Lernformen informieren und die Beschäftigten nicht genug begleiten.

Akzeptanz ist auch eine Frage des Wissens. Die meisten Mitarbeiter fühlen sich von ihrem Arbeitgeber schlecht über E-Learning informiert. Zu diesem Schluss kommt eine Studie des Business-Intelligence-Anbieters Cognos und des Instituts für Innovationsforschung, Technologie-Management und Entrepreneurship an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Zwischen Dezember 2001 und Januar 2002 wurden 616 Mitarbeiter aus dem Kundenkreis von Cognos zur Akzeptanz von E-Learning befragt. Die Mehrheit der Befragten arbeitet im IT-Bereich, gefolgt von Controlling und Vertrieb.

Die Ergebnisse bestätigen den Tenor vieler E-Learning-Studien: Obwohl sich 90 Prozent der Befragten sicher sind, dass die Bedeutung von Online-Lernen in den nächsten fünf Jahren zunehmen wird, bevorzugen sie in der Gegenwart immer noch die traditionellen Schulungen. Über diese fühlen sie sich auch gut informiert. Ganz anders im Bereich des Online-Lernens: Hier beziehen die Interessierten ihre Informationen vor allem aus der Presse und von Arbeitskollegen, die Schulungsabteilung nennen nur 26 Prozent als Informationsquelle. Zwei Drittel der Befragten gaben sogar an, dass in ihrem Unternehmen kein Ansprechpartner für elektronisches Lernen vorhanden ist.

Ebenso viele halten auch ihren Arbeitsplatz für schlecht oder sehr schlecht geeignet, um ungestört zu lernen. Ein überraschendes Ergebnis, so die Marktforscher, wenn man bedenkt, dass Computer- oder Web-gestützte Trainings speziell für das Lernen am Arbeitsplatz konzipiert wurden. Höher ist die Bereitschaft der Befragten, per Computer zu Hause zu lernen. Das kann sich jeder Zweite gut oder sehr gut vorstellen. Allerdings sollten Unternehmen dafür auch die entsprechenden Rahmenbedingungen schaffen: Bisher wird nur bei mehr als der Hälfte der Befragten die Zeit für elektronisches Lernen grundsätzlich als Arbeitszeit anerkannt.

Unter den elektronischen Lernmöglichkeiten ist das Computer-based Training (CBT) die mit Abstand bekannteste und meistgenutzte Form. Mehr als die Hälfte haben CBT bereits ausprobiert, 43 Prozent nutzen es mindestens einmal im Jahr. Web-based Training (WBT) setzen hingegen nur 24 Prozent ein, am wenigsten genutzt sind Virtual Classroom und Business TV. Auch diejenigen, die sich bisher noch nicht auf elektronischen Weg weitergebildet haben, das aber künftig tun möchten, würden am liebsten per CBT lernen. Als Vorteile sehen sie zum einen an, dass sie damit zum Teil schneller lernen können als durch Präsenztraining. Zum anderen probieren 70 Prozent der Befragten gern neue Softwareprodukte aus.

Dass E-Learning allerdings nie die Präsenzschulungen ersetzen, sondern lediglich ergänzen sollte, unterstreichen weitere Präferenzen der befragten Mitarbeiter: So lernen die meisten lieber in der Gruppe als allein und legen großen Wert auf den persönlichen Kontakt zum Trainer. Um dennoch die Akzeptanz von E-Learning unter den Mitarbeitern zu steigern, empfehlen die Autoren der Studie ein internes Marketing in den Unternehmen.