Trotz neuer Abschlüsse Skepsis bei den Analysten

Firewall-Spezialist Check Point kämpft mit der eigenen Größe

28.08.1998

Sicherheitslösungen für Unternehmensnetze sind gefragt wie nie zuvor. Nach einer Studie der Marktforscher von IDC betrug der weltweite Umsatz bei Firewalls im vergangenen Jahr rund 350 Millionen Dollar - Tendenz stark steigend. Check Point Software profitierte von der Entwicklung und nimmt nach rasantem Aufstieg mit einem Marktanteil von 23 Prozent die Spitzenposition vor Cisco, Raptor und Trusted Information Systems (TIS) ein.

Durch strategische Partnerschaften mit anderen Anbietern aus dem Sicherheitsbereich will Check Point Lücken im eigenen Sortiment schließen. Künftig bietet das Unternehmen mit deutscher Zentrale in Hallbergmoos bei München das Tool "Realsecure" als OEM unter eigenem Namen an. Realsecure stammt vom Sicherheitsspezialisten Internet Security Systems (ISS), Atlanta, und soll Einbruchsversuche in Netzwerke selbständig erkennen.

Damit ist Check Point eigenen Angaben zufolge in der Lage, eine Komplettlösung zum Schutz von Unternehmensnetzen anzubieten. Sie setzt sich aus Komponenten zur Verschlüsselung, Authentisierung, Adreßverwaltung, Einbruchserkennung sowie dem Firewall-Flaggschiff, der "Firewall-1", zusammen.

Das Werkzeug war auch die erste Wahl, als der Netzbetreiber France Télécom jüngst nach einer Sicherheitslösung suchte. Deren Unternehmenstochter Transpac wird die Firewall-1 bei ihren Dienstleistungskunden im Rahmen der "Managed Internet Services" einsetzen. Für Check Point ein großes Geschäft, schließlich arbeiten gegenwärtig rund 13000 Firmen und über elf Millionen Anwender mit Transpac-Lösungen.

Doch trotz aller wirtschaftlichen Erfolge von Check Point ist die Hausse inzwischen einem Kursrückgang gewichen. Analysten der Wall Street stellen sich die Frage, was für ein Potential in dem Unternehmen aus Tel Aviv steckt. Nachdem die Aktie im April 1998 noch mit knapp 48 Dollar bewertet wurde, bewegt sich der Kurs gegenwärtig um 25 Dollar. So reduzierte Bancamerica die Empfehlung von "kaufen" auf "langfristig attraktiv".

Als Probleme führen Beobachter den steigenden Konkurrenzdruck sowie die Asienkrise an. Nach Aussage von Gil Shwed, Gründer und Chef von Check Point, orientiert sich das Unternehmen künftig verstärkt am High-end-Kundensegment. "Ein Schritt in die richtige Richtung", so CIBC-Oppenheimer-Analystin Nicole Schmidt im "Wall Street Journal". Ihrer Meinung nach steht Check Point jedoch vor einer Herausforderung, die auch andere Unternehmen betrifft: den Sprung von einer 100-Millionen-Firma in die Liga der Umsatz-Milliardäre zu schaffen.