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Um vom angespannten Verhältnis deutscher Mittelständler zu ihrer Hausbank zu erfahren, braucht Stephan Feige nicht erst die Zeitung aufzuschlagen. Der Geschäftsführer der Bintec Access Networks GmbH hat diesbezüglich seine eigenen Erfahrungen gemacht. Als das börsennotierte Unternehmen Bintec AG im Herbst 2000 eine Gewinnwarnung abgeben musste, zogen die Banken die einst „großzügigen“ Kontokorrentlinien schlagartig zurück: „Das war eine ziemlich unangenehme Situation, weil das Geld natürlich ein wichtiger Bestandteil der Liquiditätsplanung war“, erinnert sich der Geschäftsführer.
Zwei Jahre später musste Bintec Insolvenzantrag stellen, die Geschäfte laufen seit Februar 2003 in einer Auffanggesellschaft weiter. „Natürlich trifft die Banken keine direkte Schuld an der Insolvenz“, konzediert Feige. Dennoch sei die Kappung der Kredite einer der Faktoren, die zum Zusammenbruch der Nürnberger Company beigetragen hätten. Gegenwärtig beschränkt sich seine Beziehung zu den Banken notgedrungen auf das Nötigste; was die langfristige Absicherung des Unternehmens betrifft, denkt Feige über Finanzierungsalternativen nach: „Eine stille Beteiligung ist eine Möglichkeit, der Einstieg strategischer Investoren eine andere.“
Auch wenn die Initiative aus der Not geboren ist - die Firma Bintec bildet in Deutschland eine Ausnahme, denn nur wenige Mittelständler haben sich bislang aufgerafft, Alternativen zum klassischen Bankkredit zu suchen. In den USA oder Großbritannien stehen beispielsweise Leasing, Factoring und Beteiligungskapital seit Jahrzehnten auf der Tagesordnung. Hierzulande lamentieren hingegen Dienstleister und Industrie über die aktuelle „Kreditklemme“ und das angebliche Fehlverhalten der Banken. Trotz allem: Die Finanzierung des Mittelstands befindet sich im Umbruch, und dass die „alten Zeiten“ wiederkommen, ist ausgeschlossen.