BMFT unterstützt Programmentwicklung einer Uniklinik:

Finanzspritze für die Blutbankverwaltung

16.11.1979

HAMBURG (pi) - Ein Informations- und Verwaltungssystem für Blutransfusionsdienst im Krankenhaus hat das Rechenzentrum des Universitätskrankenhauses Eppendorf in Hamburg mit Unterstützung des Bundesministeriums für Forschung und Technologie (BMFT) entwickelt. Ziel des Projektes war zum einen ein besserer Überblick über Patienten und Spender, zum anderen einer Reduktion des Blutkonservenverfalls und Schonung der Spender. Trotz großer organisatorischer Umstellungen, die bei der Übernahme des Programms notwendig wären, sollen sich eine Reihe Krankenhäuser und Blutspendedienste mit dem neuen Konzept auseinandersetzen.

Mit 7,3 Millionen Mark bezuschußte das BMFT dieses Vorhaben, den Blutspendedienst ganz allgemein effektiver zu gestalten. Das entstandene Programm überwacht jetzt jede einzelne Blutkonserve auf dem Weg vom Spender durch die Labors in das Lager (eventuell) und schließlich zum Empfänger. Dabei werden sowohl die aktuellen Daten registriert als auch auf bereits gespeicherte Daten zugegriffen oder diese im Bedarfsfalle korrigiert.

Die Software, in Cobol geschrieben, läuft über das Columbus-Betriebssystem und soll sich verhältnismäßig leicht variieren lassen. "Wir ändern ja selber noch dauernd", meint der Leiter des Universitätsklinik-Rechenzentrums, Sönke Lensch, dazu. Als Hardware sind bei den Eppendorfern der Siemens-Rechner 7738 für die Datenbank-Verwaltung und Siemens Prozeßrechensysteme 330, die die Labortätigkeit stützen, eingesetzt. Bei einem Ausfall des Zentralcomputers können intelligente Terminals eine Zeitlang den Betrieb übernehmen. "Die Ausfallsicherheit ist zwar groß, aber nicht hundertprozentig", erklärt Lensch den momentanen Stand der Dinge. "Ein Druckerausfall kann schon einiges Kopfzerbrechen verursachen, und ein längerfristiger Ausfall der Datenbank ist für das Rechenzentrum nicht mehr ohne weiteres zu bewältigen, weil das Datenmaterial vergleichsweise schnell überholt ist."

Seit Mitte des Jahres ist das Informationssystem jetzt im Einsatz, und der Blutverfall konnte von bisher zwölf auf nunmehr sechs Prozent gesenkt werden. Bis 1981 sollen es nur noch drei Prozent sein. ("Zwölf Prozent sind bei Blutspende- und -transfusionsdiensten normal, wenn auch oft sehr niedrige Quoten von um die zwei Prozent angegeben werden", erläutert Lensch. Dabei sind jedoch die Blutkonserven, die im Krankenhaus verfallen, nicht mitgerechnet.) Erreicht werden die Ergebnisse, indem gezielt zur Blutspende eingeladen wird; das Zufallsmoment ist dann sehr gering. Der erforderliche Mindestlagerbestand konnte verringert werden. Individuelle Daten der Spender, wie beispielsweise die für ihn günstigsten Abstände zwischen den einzelnen Spenden, ganz bestimmte Merkmale des Blutes, Privat- und Firmenadresse sowie die Verfügbarkeit sind im Rechner gespeichert. Im Notfall sind auf diese Weise geeignete Spender mit besonderen Blutwerten verhältnismäßig schnell zu erreichen.

Den Wirtschaftlichkeitsberechnungen des Universitätskrankenhauses nach soll sich das System bis 1981 selbst tragen können. "Das Ausschlaggebende für die Installation ist für uns der ethische Sinn. Schließlich ist mit der Blutspende jeweils eine Körperverletzung und damit ein Risiko verbunden. Um dieses Risiko zu vermindern, dafür allein schon lohnt sich diese Art der Organisation", resümiert Lensch.