Trotz Fachkräftemangel

Finanzkrise gefährdet IT-Jobs

17.10.2008
Von Hadi Stiel

Bei den großen IT-Herstellern, die ihre eigenen Techniken konsequent einsetzen, lichten sich schon lange die Reihen. Sie haben, trotz vieler Firmenübernahmen, ihren Personalbestand kontinuierlich heruntergefahren. Konsolidierung heißt das Schlagwort. Aktuelles Beispiel ist HP, das den IT-Dienstleister EDS übernommen hat und in den kommenden zwei Jahren allein in Deutschland 1400 Stellen streichen wird.

Gleichzeitig suchten und suchen diese Hersteller, die zunehmend als Dienstleister auftreten, händeringend nach Spezialisten. Die Erklärung für dieses Paradoxon: Sie drücken ihren Technologien mit Marktmacht einen immer spezifischeren Stempel auf. Das Profil der gesuchten Mitarbeiter können weder Hochschule noch andere IT-Anbieter liefern. Das kann nur das eigene Unternehmen. Allerdings haben die großen IT-Hersteller in der Vergangenheit zu wenig in Aus- und Weiterbildung investiert. Die Tatsache, dass sie sich zudem von entwicklungsfähigen IT-Fachleuten verabschiedet haben, hat ihr Recruiting-Problem verschärft. Eine Entlastung ist nicht in Sicht.

"Damit werden kleinere IT-Dienstleister wieder einmal die Unterlassungslücken der Großen füllen müssen", vermutet Sandra Gehling, geschäftsführende Gesellschafterin der RDS Consulting. Ihr Unternehmen, 85 Mitarbeiter stark, investiert in Aus- und Weiterbildung. Um Spezialisten langfristig zu binden, setzt RDS auf Karriereplanung. Das hat sich ausgezahlt. Während andere Firmen nach Personal suchen, konnte der Dienstleister IT-Anbietern und Anwendern mit Fachleuten aushelfen. Auch Brain Force Software macht die Hälfte seines Geschäfts mit Recruiting und Personalvermittlung.

Ende der sozialen Verpflichtungen

"Über unsere Datenbank haben wir das Wissen und die Erfahrungen von Tausenden IT-Spezialisten vernetzt", beschreibt Geschäftsführer Martin Friedrich. So kann Brain Force sogar für Sondersituationen wie Krankheits-, Urlaubs-, Stoß- und Schichtzeiten kurzfristig Fachkräfte bereitstellen. Friedrich macht sich keine Illusionen: "Schwächt sich der Markt ab, werden die Kunden auf eine noch höhere Einsatzflexibilität der Fachkräfte Wert legen. Wenn Kosten-, Zeit- und Wettbewerbsdruck zunehmen, werden die meisten Arbeitgeber Mitarbeiterbindungen und soziale Verpflichtungen nicht pflegen, sondern reduzieren." (am)

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