Rechtsstreit geht in die nächste Runde

Finanzakademie verliert ihre Anteile an CDI

11.07.1997

Die Richter vertraten die Ansicht - die schriftliche Begründung steht noch aus -, daß die Mitarbeitergesellschaft EFA zu Recht die Anteile der Finanzakademie eingezogen hat.

Nach Auskunft des Rechtsanwalts Klaus Finck begründete das Gericht seine Entscheidung mit der verspäteten Rückzahlung überhöhter Management-Abgaben durch die Finanzakademie und die Weisung des Finanzakademie-Vorstands Günther Hönig an einen Mitarbeiter der Buchhaltung, eine zu hohe Kostenaufstellung über Management-Leistungen zu fertigen. Die sogenannte Management-Abgabe in Höhe von sieben Prozent des eigenen Umsatzes hatte CDI für Leistungen wie etwa Buchhaltung an die Finanzakademie abführen müssen.

Auf jeden Fall hat die Finanzakademie die Möglichkeit, Revision gegen das Urteil beim Bundesgerichtshof einzulegen. Falls dem stattgegeben wird, kann eine Entscheidung bis zu fünf Jahre dauern. Darüber hinaus steht noch ein Verfahren aus: Im November wird das OLG darüber zu entscheiden haben, ob der Mehrheitseigner zu Recht die Anteile der EFA eingezogen hat. Vor dem Landgericht München hatte die Finanzakademie in dieser Sache bereits am 11. Dezember 1996 verloren.

Das Urteil kommt einer kleinen Sensation gleich: Einem Minderheitseigner gelingt es, den Mehrheitsbesitzer aus dem Unternehmen hinauszudrängen. Demnach hätte CDI an die Finanzakademie eine Abfindung von etwa 500000 Mark zu zahlen.

Zieht man in Betracht, daß CDI mittlerweile einen Umsatz von rund 50 Millionen Mark erwirtschaftet, ist diese Summe gering. Für die Finanzakademie bedeutet diese Niederlage einen herben Verlust; CDI ist nämlich mit Abstand der Hauptumsatzträger der Akademie. Statt der ursprünglich geplanten 100 Millionen Mark Umsatz dürfte diese Insidern zufolge ohne CDI nur auf ein Viertel bis ein Drittel kommen.

Das Verhältnis des Mehrheits- und des Minderheitsgesellschafters war von Anfang an belastet. Der größte deutsche DV-Schulungsanbieter CDI mußte im Frühjahr 1994 Konkurs anmelden. Die Finanzakademie übernahm den Trainingsanbieter zu 75 Prozent. 15 Prozent gehören einer Mitarbeitergesellschaft, und zehn Prozent hält der Berater Frank Struck, der kurze Zeit CDI-Geschäftsführer war.

Der Streit entstand unter anderem wegen der von der EFA für zu hoch gehaltenen Management-Abgabe, die auch Gegenstand des aktuellen Verfahrens war. Bis Redaktionsschluß war vom Finanzakademie-Vorstand keine Stellungnahme zu erhalten.