Finanz IT lotet ihre Ziele aus

25.01.2007
Zu den Optionen des Sparkassen-Dienstleisters gehört auch die Übernahme durch einen externen IT-Dienstleister.

In dem bislang streng abgeschotteten Markt der IT-Dienstleister für die deutschen Sparkassen kommt Bewegung. Die in Hannover ansässige Finanz IT, die die öffentlich-rechtlichen Finanzinstitute in Nord- und Ostdeutschland mit IT-Diensten versorgt, arbeitet derzeit an der künftigen Strategie. In den Planspielen gibt es drei Optionen: Die Eigenständigkeit in der jetzigen Form, die Fusion mit der Sparkassen Information (SI), dem Pendant für den süd- und westdeutschen Sparkassen-Sektor, und der Schulterschluss mit einem der großen IT-Dienstleister.

Thomas Noth, Geschäftsführer der Finanz IT in Hannover, arbeitet an ein neue Strategie für den IT-Dienstleister der Sparkassen.
Thomas Noth, Geschäftsführer der Finanz IT in Hannover, arbeitet an ein neue Strategie für den IT-Dienstleister der Sparkassen.
Foto: Thomas Noth

Letzteres wäre ein Novum in der deutschen Bankenlandschaft. Bislang sind sowohl der Sparkassen-, als auch der Sektor der genossenschaftlichen Banken streng voneinander, vor allem aber von vom Bereich der Privatbanken abgegrenzt. Das gilt nicht nur für das Kerngeschäft sondern auch für die IT. Nach zahlreichen Fusionen, die nur jeweils innerhalb der drei Bankensektoren betrieben wurden, reduzierte sich die Zahl der Sparkassen-IT-Dienstleister auf die Finanz IT und die SI (siehe auch "IZB Soft stolpert in die Fusion"). Im genossenschaftlichen Bereich blieben nur die GAD und die Fiducia übrig. Kunden und Gesellschafter der IT-Dienstleister sind jeweils die öffentlich-rechtlichen beziehungsweise die genossenschaftlichen Finanzinstitute. Auslagerungs-Deals, wie sie etwa die Deutsche Bank, Dresdner Bank und Hypovereinbank mit externen Dienstleistern vereinbart haben, gibt es hier bislang nicht.

Die Finanz IT hatte bereits im Sommer vergangenen Jahres ein Restrukturierungsprogramm angestoßen, um rund 600 der insgesamt 2700 Stellen einzusparen ("Finanz IT streicht Stellen "). Im Herbst 2006 gab es zudem ein Sofortprogramm, um Mitarbeiter den schnellen und freiwilligen Ausstieg schmackhaft zu machen. Ende vergangenen Jahres berichtete die "Hannoversche Allgemeine Zeitung" unter der Headline "Finanz IT in der Krise", dass der Bankendienstleister seine Probleme nicht in den Griff bekomme. Das dementierte die Finanz IT flugs mit Verweis auf ein Strategie-Entwicklungsprogramm: "Dieses Programm hat zwei Stoßrichtungen: eine strategische Positionierung im Wettbewerb und eine zwingend erforderliche Effizienzsteigerung."

In Indien auf der Suche nach einem neuen Kernbankensystem: Norbert Kleinheyer, Verbandsgeschäftsführer des Sparkassenverbandes Hessen-Thüringen, Claus Friedrich Holtmann, Finanz-IT-Aufsichtsratsvorsitzender und Geschäftsführender Präsident des Ostdeutschen Sparkassenverbandes, und Thomas Noth, Finanz-IT-Geschäftsführungsvorsitzender (v.l.n.r.). Sie trafen sich unter anderem mit i-Flex-Director Presales Varun Rajpal (rechts). (Quelle: Finanz IT)
In Indien auf der Suche nach einem neuen Kernbankensystem: Norbert Kleinheyer, Verbandsgeschäftsführer des Sparkassenverbandes Hessen-Thüringen, Claus Friedrich Holtmann, Finanz-IT-Aufsichtsratsvorsitzender und Geschäftsführender Präsident des Ostdeutschen Sparkassenverbandes, und Thomas Noth, Finanz-IT-Geschäftsführungsvorsitzender (v.l.n.r.). Sie trafen sich unter anderem mit i-Flex-Director Presales Varun Rajpal (rechts). (Quelle: Finanz IT)

Im Rahmen dieser Effizienzsteigerung prüft die Finanz IT offenbar auch die Ablösung des eigenen, proprietären Kernbankensystems. Dazu reiste eine neunköpfige, aus Gesellschaftervertretern, Aufsichtsrats-, Geschäftsführungs- und Projektmitgliedern bestehende Delegation zu Gesprächen mit dem Kernbankensystem-Herstellers i-Flex nach Indien. Der Softwarehersteller wird derzeit von Orcale umworben. Der US-amerikanische Anbieter möchte bis zu 90 Prozent der i-Flex-Anteile erwerben. Im Rahmen der Indien-Reise holten sich die deutschen Banken-Manager auch Ratschläge bei der ICICI Bank, einem Referenzkunden von i-Flex, ein. "Der Besuch bestätigte die Anwendung unter betriebswirtschaftlichen, funktionalen und technischen Aspekten - auch in ihrer ASP-Funktionalität - als hochattraktive Lösung für einem potenziellen Einsatz bei der FinanzIT", teilte die hannoversche Bank mit. Die Ablösung der eigenen proprietären Lösung soll mittelfristig, ist innerhalb weniger Jahre denkbar. Zu den Planspielen gehört auch die Option, die künftige Lösung externen Banken auf Mietbasis anzubieten.

Nun sollen weitere Gespräche mit Herstellern folgen. Eine Entscheidung ist noch nicht gefallen. Sowohl die Suche nach einem neuen Kernbankensystem als auch nach einen Servicepartner, die auch in eine Übernahme der Finanz-IT münden kann, dokumentieren die, dass der Sparkassen-Dienstleister seine Rolle in einer sich verändernden Banken- und IT-Servicelandschaft noch nicht gefunden hat. Die Banken reduzieren ihre Fertigungstiefe und von diesem Trend ist auch die IT betroffen. Eine Entscheidung über die künftige strategische Ausrichtung soll im Frühjahr abgeschlossen werden. (jha)