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Fiducia und GAD verhandeln über einen Zusammenschluss

22.12.2005
Die Vorstände der letzten zwei in Deutschland verbliebenen genossenschaftlichen Rechenzentralen führen Sondierungsgespräche.
Michael Krings
Michael Krings
Anno Lederer
Anno Lederer

Die Fiducia IT AG, Karlsruhe, und die GAD eG, Münster, streben einen Zusammenschluss an. Der offiziellen Darstellung zufolge werden die Gespräche ergebnisoffen geführt, doch eine Fusion der beiden Unternehmen, die sich jeweils im Besitz der Volks- und Raiffeisenbanken befinden, im Jahr 2008 ist wahrscheinlich. Damit würde die Konsolidierung unter den genossenschaftlichen IT-Dienstleistern ein vorläufiges Ende finden. In den vergangenen 15 Jahren reduzierte sich die Zahl der Anbieter von elf auf die bislang verbliebenen zwei Anbieter.

Beide Unternehmen haben an der bisherigen Marktbereinigung selbst aktiv mitgewirkt. Die GAD verleibte sich 1997 die GFI, die aus den regionalen Rechenzentren in Köln und Koblenz hervorging, sowie im Jahr 2001 die GRZ aus Lehrte bei Hannover ein. Sie betreut heute mit rund 1300 Mitarbeitern 490 Volks- und Raiffeisenbanken in Nord- und Westdeutschland. Die Fiducia weitete ihre Geschäfte aus, indem sie 1998 mit der GRK aus Kassel, 2001 mit der RWG aus Stuttgart und 2003 mit der RGB aus München fusionierte. Der IT-Dienstleister beschäftigt rund 3400 Mitarbeiter. Sie versorgen 850 Banken in Süd- und Ostdeutschland mit IT-Diensten. Eigentümer beider Betreibergesellschaften sind jeweils die angeschlossenen Banken.

Bereits Anfang 2004 dachte Anno Lederer, Vorstandsvorsitzender der GAD, öffentlich über eine Fusion seines Unternehmens mit der Fiducia nach. Michael Krings, Vorstandsvorsitzender des IT-Dienstleisters aus Karlsruhe, führte im August 2004 in einem Gespräch mit der COMPUTERWOCHE dieses Gedankenspiel fort. "Ich gehe davon aus, dass es in fünf Jahren nur noch einen IT-Anbieter im genossenschaftlichen Bereich geben wird. Außerdem werden die drei Bankensegmente in Deutschland durchlässiger", sagte er damals.

Für die Verhandlungspartner stehen eigenen Angaben zufolge verbundpolitische und strategische Vorteile im Mittelpunkt der Gespräche. Erst in zweiter Linie seien langfristige Synergieeffekte zu erwarten, teilte die Fiducia mit. Grundlage für die weiteren Schritte sei aber das Prinzip eines partnerschaftlichen Zusammenschlusses im Rahmen einer neu zu schaffenden Unternehmensgruppe, die dann bundesweit für alle Volks- und Raiffeisenbanken zuständig ist. Für den weiteren Prozess stünden die Stabilität, die Vermeidung von Risiken sowie der Abschluss der aktuellen strategischen Projekte im Vordergrund.

Eine enge Zusammenarbeit betreiben die genossenschaftlichen Rechenzentralen bereits seit einigen Jahren innerhalb der Arbeitsgemeinschaft der genossenschaftlichen Rechenzentralen. Ziel ist es, durch gemeinsame Projektarbeiten im IT-Bereich die Wettbewerbsposition der Genossenschaftsbanken zu stärken. Eine Zusammenführung soll die Bündelung der Kräfte beider Unternehmensgruppen bewirken.

Man sei von den Anteilseignern nicht zu diesem Schritt gedrängt worden, erklärte die Fiducia auf Anfrage. Doch die Anteilseigner sehen sich einem starken Wettbewerb im Bankensektor gegenüber. Bereits im Jahr 1999 initiierte der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) das Projekt "Bündelung der Kräfte", um die Ertragslage der Gruppe zu verbessern. (jha)