Mannesmann Arcor und Infostrada an die Börse?

Festnetz bleibt ein Stiefkind für Vodafone-Chef Gent

31.03.2000
MÜNCHEN (CW) - Hat Vodafone-Chef Chris Gent die Mannesmann-Mitarbeiter und -Aktionäre getäuscht? An sein Versprechen, das Festnetzgeschäft nicht aufzugeben, fühlt sich Gent offenbar nicht gebunden. Er überlegt, Mannesmann Arcor und Infostrada an die Börse zu bringen.

Noch bei der Fusion mit der Mannesmann AG im Februar hatte Gent versprochen, das Festnetzgeschäft nicht abzustoßen. Doch nun schlägt er plötzlich andere Töne an. In einem Interview mit der "Financial Times Deutschland" dachte der Brite laut über einen Börsengang der beiden Festnetztöchter Mannesmann Arcor und Infostrada nach.

Gent hatte schon während des Übernahmepokers nie einen Hehl aus seiner Abneigung gegen das Festnetzgeschäft gemacht. Die beharrliche Gegenwehr von Mannesmann-Boss Klaus Esser führte beim Vodafone-Präsidenten jedoch zu einem Gesinnungswandel. In einem Schreiben an die Mitarbeiter von Mannesmann versicherte Gent, die Mobilfunk-, Festnetz- und Internet-Strategie im gemeinsamen Unternehmen weiterzuentwickeln. Wörtlich heißt es: "Die Festnetzaktivitäten werden nicht veräußert."

Dieses Versprechen dürfte sich als Lippenbekenntnis erweisen. Das Gesicht könnte Gent dadurch wahren, dass er zunächst nur bis zu 25 Prozent der Festnetzgesellschaften verkauft. Der Brite rechtfertigt seine Pläne mit der Chance auf höhere Erträge im Mobilfunk. Analysten rechnen auf jeden Fall damit, dass Gent das Privatkundengeschäft von Mannesmann Arcor und Infostrada stoppen wird.

Entschlossen zeigt sich der Vodafone-Chef indes zur Veräußerung der Mannesmann-Bereiche Maschinenbau und Automobilzubehör. Die in dem Unternehmen Atecs vereinten Geschäftsfelder sollen schon in einer ersten Tranche im Sommer 2000 an die Börse gebracht werden. Endgültig will Gent den Verkauf im ersten Quartal 2001 abgewickelt haben.