Prokoda: am Puls des Arbeitsmarktes

Fest in Mitarbeiterhand

23.04.1999
Eine hohe Fluktuation braucht das Kölner Software- und Beratungshaus Prokoda nicht zu fürchten. Das Erfolgsrezept: Das Unternehmen gehört den Mitarbeitern - zu hundert Prozent.

von Veronika Renkes*

wer wolfram peters, Vorstandschef des Kölner IT-Dienstleistungsunternehmens Prokoda fragt, warum ihm Job-Hopping und mit allen Wassern gewaschene Headhunter keine schlaflosen Nächte bereiten, erhält eine eindeutige Antwort: "Unser Erfolgsrezept ist es, die Mitarbeiter am Unternehmen zu beteiligen."

Während andere IT-Firmen noch die Vor- und Nachteile abwägen, hat sie bei Prokoda, 1987 als Mitarbeitergesellschaft gegründet, längst Eingang in die Geschäftspolitik gefunden. Jeder neue Mitarbeiter, so steht es im Gesellschaftervertrag, hat bereits nach einem Jahr Betriebszugehörigkeit das Recht, Anteile zu erwerben. 100 von derzeit 140 Mitarbeitern haben von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht und sind Miteigentümer der auf Software-Entwicklung, Consulting, Interaktive Medien und Training spezialisierten Firma.

Kein Mitarbeiter hält mehr als zwölf Prozent, selbst der vierköpfige Vorstand kommt insgesamt auf nicht mehr als 25 Prozent des Stammkapitals von über zwei Millionen Mark. "Nur durch die Beteiligung können wir die in unserem leergefegten Markt dringend benötigten Mitarbeiter gewinnen und deren Know-how für längere Zeit halten", erläutert Vorstandschef Peters.

Dabei ist die Mitarbeiterbindung nur die eine Seite der Medaille. Die andere: Kundenbindung - und die kann nach den Erfahrungen von Peters nur erzielt werden, wenn "Kontinuität in der personellen Struktur des Unternehmens" gegeben ist. Das Konzept ist aufgegangen: Nach eigenen Angaben verläßt jährlich weniger als ein Prozent der Belegschaft den Betrieb und der Krankenstand tendiert gegen Null.

Gestartet wurde die Prokoda AG vor über einem Jahrzehnt mit Unterstützung des Gründer- und Innovationszentrums der Stadt Köln. Das erste Standbein waren Qualifizierungsangebote in der Informationstechnik. Damit stießen die Gründer - 14 an der Zahl - in eine Marktlücke. Bis heute ist der Trainingsbereich neben der Entwicklung von Schulungssoftware die tragende Säule des IT-Unternehmens, das 1998 einen Umsatz von 25 Millionen Mark erwirtschaftet hat.

Mit dem berufsbegleitenden Ausbildungsprogramm "Skill Improvement Network" - kurz Skin genannt - reagieren die Kölner ebenfalls auf die Bedürfnisse des IT-Marktes. Zielgruppe sind Mitarbeiter von kleinen und mittleren Betrieben, arbeitslose Hochschulabsolventen und selbständige Berater, die in sechs Monaten zum "Microsoft Certified Systems Engineer" (MCSE) ausgebildet werden. Seit vergangenem Sommer haben die Kölner bereits 300 MCSE-Experten ausgebildet.

Das florierende Geschäft mit Trainingsangeboten und Schulungssoftware hat auch den Mitarbeiterbedarf beim DV-Dienstleister kontinuierlich ansteigen lassen, der inzwischen weitere Niederlassungen in Berlin und Zürich unterhält.

Betriebswirte, Informatiker und Wirtschaftsinformatiker - am liebsten mit zwei- bis dreijähriger Praxiserfahrung - haben bei der Prokada AG die besten Chancen. Gesucht werden vor allem Mitarbeiter für die Software-Entwicklung und Systemberatung.

Gefragt sind beim Kölner Beratungshaus aber auch Computer- Based-Training-Drehbuchautoren für den Geschäftsbereich Interaktive Medien. Ihre Aufgabe besteht darin, "DV-Inhalte mit einem hohen Maß an didaktischer Kompetenz redaktionell umzusetzen", erläutert Peters.

*Veronika Renkes ist freie Journalistin in Bonn.