Physikalische Datensicherung mit Lampertz

Fernziel: Rechenzentrum im Safe

01.04.1977

HERZOGENAURACH - Datenschutz als Umsatzmotiv: Die EDV- Zubehörfirma Lampertz hat ein neues Datenschutzraum-System entwickelt, mit dem - so Chefverkäufer Dieter Lenz - "Anwender mit großen Datenmengen ihre magnetischen Datenträger (ab etwa 2000 Magnetbändern), ihre Programmdokumentationen oder ihre Mikrofilmbestände gegen Brand-, Wasser- und Rauchschäden schützen können".

Die "begehbaren Data Safes" werden "maßgeschneidert" nach vorhandenem Raum und geplantem Fassungsvermögen mit vorgefertigten, selbsttragenden Elementen vor Ort schlüsselfertig aufgebaut. Es sind zwei Versionen zu unterscheiden. Bei der Version A wird der Schutzraum in vorhandene Räume (Voraussetzung ist ein statischer und Wärmedurchgangswert von F 90 nach DIN 4102) eingebaut. An den Wänden, dem Boden und Decken werden sogenannte Sicherheitselemente angebracht, die aus einer mit Stahlblechen ummantelten Trockenisolierungsmasse bestehen. Die so entstehende geschlossene Baueinheit wird anschließend mit einem Spezialmaterial abgedichtet, um jede Feuchtigkeit vom Innenraum fernzuhalten. Bei der Version B, dem sogenannten "Raum im Raum" -System, besteht der Datenschutzraum aus einer Außen- und einer Innenzelle. Die Außenzelle als "Betonersatz" ist aus 125 Millimeter starken Leichtisolierstoffen, die dem Material des Außenschrankes bei den Lampertz-Datasafes entsprechen. Als besonderen Vorteil dieses Materials sieht Lampertz das relativ geringe Eigengewicht an: So sollen keine zusätzlichen statischen Maßnahmen erforderlich sein, um das Schutzhaus beispielsweise im 4. Stockwerk zu errichten. Die Innenzelle hat den gleichen Aufbau wie beim Version-A-Haus. Beide Versionen sind mit Feuerschutz-Archivtüren und Klimaklappen ausgerüstet, die genau wie das Außenschrankmaterial in Konstruktion und Isolierstärke dem VDMA-getesteten Datasafe entsprechen. Die Tresor-Doppeltür ist serienmäßig mit einem Tresorverschluß ausgestattet, der auf Wunsch mit einem Zahlenkombinationsschloß gesichert werden kann. Um ein automatisches Schließen der Tür zu ermöglichen, entwickelt Lampertz zur Zeit eine integrierte ausrollbare Rampe. Neben der "Achillesferse Zugang" bezeichnet Dieter Lenz den Klimabereich als weitere Schwachstelle: "Handelsübliche Rauchabzugsklappen bieten nicht den Schutz vor Wärmeentwicklung, Feuchtigkeit und Brandgasen, den magnetische Datenträger oder Mikrofilme benötigen", erläuterte er. Lampertz verwendet daher als Klimaklappen kleine Tresortüren, die ebenso wie die Zugangstür mit rundum angebrachten Feuerfalzen und Dichtungen ausgestattet sind. Die Verschlußmechanik dieser Klappen wird von stufenlos zwischen 10 Grad Celsius und 50 Grad Celsius einstellbaren Thermoelementen gesteuert. Erreicht die Innentemperatur den eingestellten Wert, so schließt die Mechanik den Datenschutzraum hermetisch ab. Der Schließmechanismus kann an die Zentralwarnanlage oder einen Grenzwertgeber angeschlossen werden, um ein einheitliches Warn- und Schließsystem im Rechenzentrum zu gewährleisten.

Lampertz wähnt sich dem Fernziel eines Rundumschutzes für Datenträger, Rechner und Personen mit seinem Datenschutzraurmsystem einen Schritt näher. Lenz: "Wenn in absehbarer Zeit ein großer Teil der externen Datenträger dem fest eingebauten Massenspeicher im Großrechnerbereich weichen wird, bedeutet das für die fernere Zukunft, daß das gesamte Datenarchiv und das gesamte Rechenzentrum entsprechend den VDMA-Anforderungen (VDMA 24 991) gesichert werden wird."