Tele-Wartung als ökonomisches Problem:

Ferndiagnose bringt das Problem zum Spezialisten

02.03.1979

MÜNCHEN - Wartung zu Fuß, mit Schrank auf, Schrank zu, ist bald nicht mehr bezahlbar: Deshalb muß das Problem zum Spezialisten und nicht der Spezialist zum Problem gebracht werden. Klar, daß sich alle Universalrechner-Hersteller mühen, ab einer gewissen Rechnergröße automatische Fehlererkennung und Fehlerbehandlung und - wenn sie sich wirtschaftlich vertreten läßt - gleich remote einzurichten.

Wie funktioniert das in der Praxis? Honeywell Bull-Auskunft zu seinem seit geraumer Zeit in Köln und München eingerichteten kostenlosen "Remote Maintenance Service", den inzwischen zwei

Hundertschaften von Anwendern nutzen: "Großartig."

HB-Kunden, die beim RMS mitspielen wollen, müssen allerdings "HSV"-Erfahrungen haben. Damit meint Honeywell Bull schlicht "höhere Systemverfügbarkeit", die bei einem Störungsfall oder einem Interrupt programmierte Vorgehensweisen verlangt. Rund neunzig Prozent der Softwarefehler und mehr als ein Drittel der Hardwareprobleme können nach HB-Erfahrung auf diese Art und Weise lokalisiert und behoben werden. RMS wird für die Serie 60 mit Ausnahme der 61 angeboten.

Eine Betriebssystem-Angelegenheit ist die von Siemens für BS 2000 Anwender konzipierte "Tele-Maintenance", die jetzt bei 21 hausinternen Kunden erprobt wird und Mitte des Jahres externen Kunden angeboten werden soll. Siemens erreicht Lokalisierungswerte "wie vor Ort". Allerdings, so geben die Münchner zu bedenken, "müsse man sich fragen, ab welcher Größe so eine Ferndiagnose wirtschaftlich sinnvoll sei".

Siemens ist der Meinung, daß bei einer mittelgroßen Anlage in 95 Prozent der Fälle schon der Kunde eindeutige Hinweise geben kann, weil sich der Crash oder Kartenanstoß erkennbar in der Peripherie abgespielt habe.

Notgedrungen ist die Fehler-Ferndiagnose bei Amdahl von Anfang an mit dabei: Da übernimmt eine Super Nova die Error-Communication zwischen, zum Beispiel, deutschem Anwender und kalifornischer Zentrale.

IBM bot bei der /370-Linie längst Hard- und Software-Einrichtungen zur automatischen Fehleraufzeichnung und Korrektur an. Bei der 4341 ist für den automatischen Error-Check ein eigener Serviceprocessor verantwortlich, der aus der kontinuierlichen Speicherung des Ablaufs im Instruktionsprozessor intermittierende Fehler destilliert. Wenn der maschineninterne Versuch der Fehlerbehebung erfolglos bleibt, schreibt der Serviceprozessor seine Analyse auf den Bildschirm und gibt dem Bediener zugleich ein akustisches Signal. IBM-Techniker können dann gezielt bei der Wartung einsteigen, wobei "in den meisten Fällen direkt erkennbar sei, welches Bauteil, welche Schaltkarte Ursache der Störung ist".

Fest steht, daß bei allen Herstellern der Kundenwunsch nach Fernwartung angemeldet ist. Zumal gerade im Mehrschicht-Betrieb Wegezeiten bei der Wartung "so überflüssig wie ein Kropf sind".