MWC

Femtocells - was lange währt...

16.02.2010
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
In den vergangenen Jahren waren Femtocells noch ein Zukunfsthype des Mobile Wolrd Congress (MWC).

Jetzt stehen erste kommerzielle Installationen vor dem Rollout und die Technik scheint marktreif zu sein. Treffender als mit Vodafones Markennamen "Sure Signal", unter dem der Carrier seinen Femtocell-Dienst in Großbritannien vermarktet, lässt sich aus Anwendersicht der Sinn und Zweck dieser Technik nicht beschreiben. Der User soll mit Hilfe von Femtocells in Gebäuden oder stark ausgelasteten Gebieten ein stabiles Funksignal zur mobilen Datenübertragung erhalten.

Ein Verkaufsargument, das in der Geschichte schon einmal stach, als damals Viag Interkom (heute o2) als Marktneuling mit einer guten Inhouse-Versorgung warb. Auf der anderen Seite profitieren die Carrier davon, dass ihre Netze sowohl auf der Funkseite als auch im Kernnetz und backhaul entlastet werden und sie so eventuell teure Upgrades sparen.

Neben Vodafone UK betreiben in Europa bereits France SFR sowie ein kleinerer norwegischer Netzbetreiber kommerzielle Femtocell-Installationen. Letzterer hat sich dabei auf Enterprise Femtocells spezialisiert. Mittlerweile unterscheidet die Branche nämlich zwischen Consumer und Enterprise Femtocells. Während in der Consumer-Variante nur einige Nutzer in einer Zellen surfen können, unterstützten die Enterprise-Modelle mittlerweile bis zu 24 Anwender.

Zudem offerieren sie ein Breakout ins Enterprise Network sowie eine Anbindung an die unternehmenseigene TK-Anlage, so dass Mitarbeiter auf die Campus mit ihren Smartphones sowohl sicher arbeiten können, als auch den Unternehmen keine zusätzlichen Kosten entstehen, da der Verkehr ja lokal bleibt. Auch im heimischen Umfeld kann sich Simon Saunders, Chairman des Femto-Forums vorstellen, dass es eine Bridge-Funktion gibt, um etwa das Smartphone mit dem heimischen PC oder Mediaserver zu synchronisieren.

Gerade diese Verknüpfung aus problemloser Weiterverwendung der persönlichen Smartphones in Gebäuden und die Verbindung mit Heimnetz oder Corporate Networks wird in den Augen Saunders die Akzeptanz bei den Anwendern fördern. So seien allein bis Februar 2010 bereits mehr Femtocell-Chips verkauft worden als im Gesamtjahr 2009. Glaubt man einer neuen Studie von Informa Telecoms & Media, so werden 2014 rund 114 Millionen Benutzer über Femtocells online gehen. Die Zahl der Femotcell Access Points soll bis dahin auf 49 Millionen ansteigen und die jährlichen Verkaufszahlen schätzen die Auguren auf 25 Millionen Stück.

Neben dem Einsatz in den eigenen vier Wänden oder im Enterprise sieht Saunders für die Femtocells auch einen wachsenden Markt im Metrozone-Bereich. So könnten die Zellen etwa dazu benutzt werden, kurzeitig Kapazitätsengpässe, etwa auf Messen oder einem Golfturnier zu beheben. Ebenso ist es vorstellbar, dass sie in Innenstädten bei schlechten Empfangsbedingungen aushelfen oder chronische überlastete Mobilfunkzellen mit zusätzlicher Kapazität versorgen.