Systemausfälle werden vom User nicht mehr toleriert:

Fehlertoleranz als Alternative

09.11.1984

ÜBERLINGEN (CW) - Benutzer sind heute nicht mehr bereit. Systemstillstandzeiten selbst kleineren Umfangs oder durch Systemausfall bedingte inkonsistente Datenbestände zu tolerieren. Unter diesem Aspekt diskutierten die Teilnehmer einer Arbeitstagung der Dornier Systems GmbH, Friedrichshafen, in Überlingen über systemtechnische und anwendungsbezogene Fragen im Zusammenhang mit der Fehlertoleranz bei DV-Systemen.

Viele DV-Verantwortliche ignorieren die berechtigten Forderungen der Benutzer nach Ausfallsicherheit oder begnügen sich nicht selten hilfsweise damit, daß sie bei Ausfall des "produktiven" Rechners auf eine zweite, meist "unproduktiv" daneben stehende Maschine schalten, berichtete Tagungsleiter Wolfgang Samlowsky aus der täglichen Praxis. Technische Probleme wie Inkonsistenz der Daten und unkontrollierter Abbruch der Programme sowie in deren Folge organisatorische Probleme, vielleicht sogar finanzielle Einbußen, seien häufig die Auswirkung.

Fehlertolerante Systeme vermieden jedoch diese Gefahren, indem Rechnerarchitektur und Softwarestruktur konsequent auf Fehlertoleranz ausgelegt würden. Fehlertoleranz bedeute also Abwendung wirtschaftlichen Schadens und Vermeidung von Imageverlusten der DV-Abteilung bei den Benutzern. Daher sei es nicht verwunderlich, daß die Zahl der Installationen hochverfügbarer kommerzieller und technischer Rechnersysteme ständig steige.

Auf Probleme bei der Auswahlentscheidung eines fehlertoleranten Systems wies der Frankfurter Unternehmensberater Helmut Brusberg hin. Er meint, daß gerade fehlertolerante Systeme Eigenschaften und Leistungsmerkmale aufweisen, die komplexer sind, als daß sie mit herkömmlichen Bewertungsschemata behandelt werden können.

Bei der Auswahl unter DV-Systemen unterschiedlicher Systemphilosophie könne die Vergleichbarkeit und damit die Bewertbarkeit nur durch einen systematisch und logisch durchdachten Anforderungskatalog sichergestellt werden. Dadurch tritt die eigentliche quantitative Bewertung (Vergabe von Punkten für einzelne Kriterien) an Bedeutung zurück zugunsten von begründeten Ausschlußkriterien und von einsichtigen qualitativen Bewertungen.