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Federn im PC - lachen da die Hühner?

23.02.2005

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Forscher haben eine neue umweltfreundliche Rohstoffquelle für Computerkomponenten gefunden: den Bauernhof.

Richard Wool, Professor im Fachbereich Chemie an der University of Delaware, will Platinen aus Hühnerfedern herstellen. Sie könnten die Erdöl-basierenden Kunststoffe, hauptsächlich Epoxy-Fiberglas-Verbindungen, ersetzen, die zurzeit für den Bau von Leiterplatten verwendet werden.

Dass es sich dabei um keine Schnapsidee handelt, glaubt auch Intel. Der Hersteller hat Interesse an dem Projekt bekundet. Ob Wool mit der Entwicklung der Öko-Platinen beginnt, hängt unter anderem davon ab, ob beantragte Fördergelder in Höhe von 500.000 Dollar für die kommenden vier Jahre vom US-Landwirtschaftsministerium bewilligt werden. Im Rahmen der Forschung will Wool auch andere landwirtschaftliche Produkte auf ihre Tauglichkeit für den Bau von Rechnerkomponenten prüfen, zum Beispiel Sojabohnen. Ziel sei es, durch recyclingfähige Rohstoffe Abfallmaterialien und Computerschrott zu reduzieren.

Ein weiterer Vorteil der Hühnerfedern sei ihr geringes Gewicht. Es werden nur die weichen Federteile genutzt, die viel Luft einschließen. Sie seien zur Herstellung von Hochleistungsschaltkreisen geeignet. Der Federkiel kommt bei der Platinenproduktion nicht zum Einsatz.

In den USA fallen bei der Schlachtung von Brat- und Suppenhühnern jährlich rund zwei Millionen Tonnen Federn an. Ein Großteil davon wird fein gemahlen und als "Feather Meal" an Rinder verfüttert. Im Zuge möglicher BSE-Gefahren überprüft jedoch die Food and Drug Administration, ob weiterhin tierische Produkte an Pflanzenfresser verfüttert werden dürfen. Experten zufolge wäre die Vermarktung als Rohstoff für Computerkomponenten ein guter Ausgleich für Hühnerzüchter, falls Federn künftig Rinderfutter nicht mehr beigemischt werden dürfen. (lex)