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Februar

22.12.1998
Von Michael Hufelschulte
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MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die Übernahme des IT-Dienstleisters Computer Sciences Corp. (CSC) plant Computer Associates (CA). Wie das CA-Management erklärt, sei CSC trotz eines äußerst fairen Angebots und anfänglich positiver Signale aus dem Management schließlich aufgrund persönlicher Eitelkeiten der Unternehmensspitze zu keiner einvernehmlichen Lösung bereit gewesen. Nach erfolgter Kreditzusage mehrerer Großbanken ist CA nun bereit, rund neun Milliarden Dollar für eine feindliche Übernahme hinzublättern, um mit CSC-Hilfe in das lukrative Servicegeschäft einzusteigen. Entsetzen löst dieser Vorstoß bei CSC-Chef Van Honeycutt und seinem Gefolge aus. Er will sich mit „allen zur Verfügung stehenden Rechtsmitteln“ gegen eine Übernahme wehren. Wenige Wochen

später bläst Wang enttäuscht zum Rückzug, nachdem CSC dem Software-Mogul tatsächlich auf juristischem Wege einen Knüppel nach dem anderen zwischen die Beine geworfen hat. Wangs Kommentar im CW-Interview: "Honeycutt hat Angst, daß man ihm sein Spielzeug wegnimmt."

Noch eine Fusion platzt im Februar: Die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungskonzerne Ernst & Young und KPMG sagen ihren Merger ab. Offiziell sind die wenig aufgeschlossenen Kartellbehörden in mehreren Ländern schuld, inoffiziell heißt es, große Kunden hätten sich quergestellt. Sie fürchten, daß ihre Wirtschaftsdaten über den jeweiligen Fusionspartner zur Konkurrenz gelangen könnten. Ungeachtet dessen geht die zweite große Hochzeit in diesem Markt, die von Coopers & Lybrand und Price Waterhouse, reibungslos über die Bühne.

Compaq-Chef Eckhard Pfeiffer bekommt insbesondere in Deutschland erste Widerstände nach der Fusionsankündigung mit Digital zu spüren. Der komplett angetretene DEC-Betriebsrat fängt den Firmenchef im Vorfeld einer Pressekonferenz in Deutschland ab, um Einfluß auf künftige Entwicklungen im Konzern zu nehmen. Die Arbeitnehmervertreter fürchten, daß mittelfristig rund 18 000 Digital-Angestellte entlassen werden.

Auf Akquisitionskurs befindet sich BMC Software, das sich im Bereich Performance-Management mit BGS Systems verstärkt. Der Anbieter der Datenbank- und Applikationsverwaltungs-Tools „Patrol“ kauft für 285 Millionen Dollar den Hersteller der Produktpalette „Best/1“. Monate später macht BMC noch einmal Schlagzeilen - mit dem Kauf von Boole & Babbage.

Der Datenbankbranche geht es schlecht. Informix hatte bereits im vergangenen Jahr eine spektakuläre Talfahrt hinter sich. Das Unternehmen büßte vier Fünftel seines Marktwertes ein und hat sich trotz konkurrenzfähiger Technologien bis heute nur leicht erholt. Sybase schrieb 1997 ebenfalls Verluste von 55 Millionen Dollar bei einem gleichzeitigen Umsatzeinbruch um zehn Prozent. Jeder zehnte Mitarbeiter muß gehen. Und selbst vor Marktführer Oracle macht die Branchenflaute nicht halt: Nach einem nur mäßigen zweiten Quartal 1997/98 bricht der Kurs um ein Drittel ein. Larry Ellison ist um 2,16 Milliarden Dollar ärmer.

Um Netscape kreisen Übernahmegerüchte. Nachdem der Kurs zusammengebrochen und das Unternehmen relativ billig zu haben ist, werden IBM, Oracle, America Online (AOL) und vor allem Sun Microsystems mit dem Browser-Spezialisten in Verbindung gebracht. Vorerst bleiben diese Spekulationen jedoch unbegründet.

Der Lotse geht von Bord - gemeint ist Dietmar Hopp, der als langjähriger Vorstandssprecher der SAP AG zum vielleicht wichtigsten Vertreter der deutschen IT-Branche, in jedem Fall aber zum Softwaremilliardär wurde. Hopp, dessen Leistung mit diversen Management-Preisen und dem „Bambi“ belohnt wurde, begnügt sich nun mit dem Posten des Aufsichtsratsvorsitzenden. Zum zweiten Unternehmenssprecher neben Hasso Plattner wird Vorstandsmitglied Henning Kagermann berufen.

Im CW-Gespräch äußert sich der frischgebackene Novell-Chef Eric Schmidt, der zuvor Cheftechnologe bei Sun Microsystems war. Nach einiger Sanierungsarbeit strebt er mit der Version 5 des Netware-Betriebssystems sowie mit den Novell-Verzeichnisdiensten NDS ein Comeback an: „NDS ist unsere strategische Waffe. Es liegt bei Microsoft, zu beweisen, warum die Active Directory Services besser sein sollen.“

Nach außen hin scheint die Welt beim Standardsoftware-Hersteller Baan noch in Ordnung. Das Unternehmen verbucht für 1997 eine Umsatzsteigerung um 65 Prozent und einen auf 77 Millionen Dollar verdoppelten Gewinn. Die Niederländer stellen ihre Komponentenarchitektur „Baan Series“ vor, in die das bisherige „Baan IV“ als einer von mehreren Bausteinen eingegliedert wird. Außerdem kündigt Baan die Übernahme der britischen Coda Group an, einem Spezialisten für Finanzbuchhaltungs-Software. Zu diesem Zeitpunkt, so wird sich später zeigen, hatten die Softwerker bereits gravierende Probleme.

Dell findet beim PC-Verkauf über das World Wide Web immer mehr Nachahmer. Compaq, Apple und IBM starten jeweils erste vorsichtige Versuche im Direktvertrieb. Sie stehen alle vor demselben Problem: Wie sag ich's meinem Handelspartner?

Eine bemerkenswerte Akquisitionswelle startet Network Associates, das Softwarehaus, das im Jahr zuvor aus der Fusion von McAfee Associates und der Network General Corp. hervorging. Für rund 300 Millionen Dollar soll Trusted Information Systems geschluckt werden. Mit Pretty Good Privacy war kurz zuvor schon ein anderer bedeutender Anbieter von Sicherheitstechnologie aufgekauft worden.