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FCC-Regulierung könnte Kalten Krieg zwischen Hollywood und Silicon Valley aufleben lassen

07.11.2003

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die US-amerikanische Regulierungsbehörde Federal Communications Commission (FCC) hat eine Entscheidung getroffen, die weitreichende Folgen auch für PC-Hersteller und Komponentenlieferanten haben könnte: Um die Piraterie von Audio- und Bewegtbild-Datenströmen im Internet zu unterbinden, dürfen ab dem 1. Juli 2005 keine Komponenten mehr verkauft werden, die solche Daten empfangen können. Ausnahme: Diese Empfangsgerätschaft muss Kopierschutzmechanismen unterstützen, die die Weiterverarbeitung von solchen Audio- und Videodaten unterbindet.

Das Brisante an der FCC-Regulierung ist, dass mit ihr prinzipiell alle Gerätschaft betroffen ist, die digitale Video- und Audiosignale aufnehmen kann. Hierzu gehören mit entsprechenden Tunerchips und -Karten ausgestattete PCs ebenso wie Handhelds, Smartphones etc.

Die FCC-Entscheidung kann die Motion Picture Association of America (MPAA) als großen Sieg verbuchen. Der Interessenverband der Filmindustrie Amerikas hatte die Behörde immer wieder zu Regulierungen gedrängt, die in einem möglichst weiten Sinn digitale Datensendungen schützen sollten. Sowohl die MPAA als auch Fernsehsender hatten moniert, sie würden sich überlegen, ob es sinnvoll sei, Sendungen in hoher digitaler Qualität noch auszustrahlen. Sie befürchten, dass diese Signale unrechtmäßig im Internet weiter verbreitet werden würden.

Die Vertreter der Computerindustrie stehen der Entscheidung negativ gegenüber. Will Rodger, Direktor der Industriegruppierung Computer and Communications Industry Association (CCIA), sagte, die Entscheidung sei einigermaßen beunruhigend für die CCIA-Klientel. Es stehe zu befürchten, dass eine in der Vergangenheit wegen fehlender Regulierungen florierende Industriebranche nun durch das FCC beschnitten werde. Mitglieder der CCIA sind unter anderem Sun Microsystems, Fujitsu, Nokia, Kodak und America Online.

Erste Computer-Hardware-Hersteller sagten, sie seien wegen der FCC-Entscheidung gezwungen, Produkte entweder vom Markt zu nehmen oder zumindest völlig neu zu entwickeln. Die Hollywood-Lobby andererseits sieht die Gefahr, dass ihr ohne Regulierungen die Piraterie von digitalen Video- und Audio-Sequenzen Milliarden von Dollar kosten könnte. Gefährdet seien auch Kinos. (jm)