FCC: Deutsche Regulierungsbehörde ist zu Telekom-freundlich

FCC: Deutsche Regulierungsbehörde ist zu Telekom-freundlich Macht US-Administration Schluß mit kostenlosem Web-Zugang?

05.03.1999
BOSTON/MÜNCHEN (IDG/CW) - Die Federal Communications Commission (FCC) hat heftige Kritik am deutschen Regulierer geübt: Klaus-Dieter Scheurle und seine Behörde seien zu Telekom- freundlich. Außerdem fällte die FCC eine Entscheidung, die das Ende für das Gratis-Web-Surfen in den USA bedeuten könnte.

Der amerikanische Regulierer, die FCC, gibt den deutschen Kollegen schlechte Noten. Die Mannschaft um Scheurle, dem Präsidenten der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (Reg TP), behandle den ehemaligen Monopolisten Telekom zu schonend. Wie die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" berichtet, äußerte der Chef der FCC, William Kennard, sein Mißfallen darüber in einem in Washington veröffentlichten offenen Brief.

Es sei demnach nicht klar, nach welchen Kriterien die Regulierung des Netzzugangs erfolge. Diese Ungewißheit sei vorteilhaft für die Deutsche Telekom, "unfaire Bedingungen, Verzögerungen und Unsicherheiten in den Regierungsrichtlinien" behinderten deren Wettbewerber. "Eindeutige, transparente Entscheidungen" seien notwendig, die den Ex-Monopolisten daran hinderten, durch abstruse technische Auflagen und überhöhte Tarife der Konkurrenz den Zugang zu den eigenen Netzen zu erschweren.

Empfehlungen für die Reg TP

Kennard empfiehlt seinen deutschen Kollegen drei Grundregeln, mit denen sich dies erreichen lassen soll. Erstens seien klare und in sich schlüssige Regeln für den Netzzugang vonnöten. Zweitens müsse der Marktführer daran gehindert werden, für den Netzzugang artfremde technische Auflagen zu diktieren oder überhöhte Gebührenforderungen zu stellen. Schließlich fordert der FCC-Boß, alle etwaigen Konflikte zügig beizulegen.

Die Reg TP läßt diese Kritik nicht gelten. "Wir machen es der Telekom wirklich nicht leicht", betont Harald Dörr, Sprecher der Bonner Behörde. Bisher aufgetretene Verzögerungen, etwa bei der Entscheidung zum entbündelten Teilnehmeranschluß (siehe CW 7/99, Seite 9), seien nicht von der Reg TP verschuldet, wehrt Dörr einen der drei zentralen Vorwürfe ab.

Aufmerksamkeit erregte die Federal Communications Commission zudem mit einer Entscheidung, die das Aus für den kostenlosen Web-Zugang in den USA bedeuten und somit die Entwicklung des gesamten Internet-Markts beeinflussen könnte. Nach Ansicht des US- Regulierers sind Internet-Datenströme künftig Ferngesprächen gleichzusetzen. Das würde sich in den USA so auswirken, daß Internet-Service-Provider (ISPs) von regionalen Telefongesellschaften wie Bell South für den Internet-Zugang ihrer Kunden zur Kasse gebeten werden können.

In den USA verlangen TK-Carrier gegenseitig Gebühren dafür, daß Gespräche aus ihrem Netz in dem eines anderen Anbieters enden. ISPs hingegen kassieren nur, da gemäß bisherigem Verständnis aus ihren Backbones heraus keine Übertragungen in lokalen TK-Netzen enden. Diese Sonderregelung entfällt jedoch, wenn der Internet- Zugang als Ferngespräch gilt.

Auch wenn die FCC der Ansicht ist, die bisherige Abrechnungsweise zwischen ISPs und Carriern solle trotz der jetzt getroffenen Entscheidung beibehalten werden, gehen Analysten eher davon aus, daß ISPs künftig Gebühren an lokale TK-Anbieter zahlen müssen. Diese werden sie mit ziemlicher Sicherheit an ihre Kunden weiterreichen, womit die Tage des kostenlosen Web-Surfens auch in den USA gezählt wären.