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FBI gibt Carnivore auf

19.01.2005

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die US-Bundespolizei hat ihre eigens entwickelte Internet-Überwachungssoftware, früher unter dem Namen "Carnivore" (Fleischfresser) bekannt, offenbar eingestellt. Dies geht laut "Wired News" aus Berichten über das Federal Bureau of Investigation (FBI) hervor, die dem US-Kongress unterbreitet wurden. Mit Carnivore wollte die Behörde E-Mails und andere Online-Kommunikation zwischen potenziellen Terroristen, Verbrechern und Spionen abhorchen.

Inzwischen setzt das FBI dafür offenbar eine nicht näher spezifizierte kommerzielle Software ein (wir tippen mal auf Autonomy). Im Jahr 2002 führte die Behörde den Reports zufolge ganze fünf Internet-Lauschangriffe durch, 2003 waren es immerhin schon dere acht. Bei keinem davon kam Carnivore zum Einsatz, das später weniger grimmig in "DCS-1000" umgetauft worden war (Computerwoche.de berichtete).

Früher hatte das FBI seine Lösung als kommerziellen Produkten "weit überlegen" bezeichnet und angegeben, es habe Carnivore zwischen 1998 und 2000 rund 25 Mal verwendet. Wie viel Geld in die Entwicklung von DCS-1000 geflossen war, wollte die Ermittlungsbehörde nicht sagen, da Teile ihres Budgets der Geheimhaltung unterlägen. Experten schätzen, das Carnivore zwischen sechs und 15 Millionen Dollar gekostet hat.

Die Berichte an den Kongress hatte in der vergangenen Woche das Washingtoner Electronic Privacy Information Center (EPIC) unter Berufung auf das US-Gesetz zur Informationsfreiheit (Freedom of Information Act) erhalten. Die Bürgerrechtler hatten Carnivore kritisiert, seit dessen Existenz im Jahr 2000 publik wurde. (tc)