Appell an Google und Apple

FBI-Chef will Verschlüsselung verbieten lassen

17.10.2014
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Simon Hülsbömer betreut als Senior Research Manager Studienprojekte in der Marktforschung von CIO, CSO und COMPUTERWOCHE. Zuvor entwickelte er Executive-Weiterbildungen und war rund zehn Jahre lang als (leitender) Redakteur tätig. Hier zeichnete er u.a. für die Themen IT-Sicherheit und Datenschutz verantwortlich.
James Comey legt sich mit IT-Unternehmen wie Google und Apple an: In einer Rede vor dem Washington Think Tank machte der FBI-Direktor deutlich, dass er von Verschlüsselung nichts hält und noch mehr Überwachungsmöglichkeiten für US-Geheimdienste möchte.

"Das FBI hat die Pflicht, jeden Amerikaner vor Verbrechen und Terrorismus zu beschützen. Technologie ist für einige sehr gefährliche Menschen nun aber zum Mittel ihrer Wahl geworden", sagte Comey. Staatliche und regionale Strafverfolgungsbehörden seien "nicht immer in der Lage, die Beweismittel zu erhalten, die sie zur Bekämpfung von Kriminalität und Terrorismus benötigen". Es gebe zwar seitens der US-Gesetze die Möglichkeit, Kommunikation und Informationen mit richterlichem Beschluss auszuspähen, die technischen Fähigkeiten seitens der Behörden dafür seien jedoch begrenzt.

FBI-Chef James Comey klagt sein Leid über Verschlüsselung und fordert Apple und Google auf, mit ihm im Sinne besserer Überwachung zusammenzuarbeiten.
FBI-Chef James Comey klagt sein Leid über Verschlüsselung und fordert Apple und Google auf, mit ihm im Sinne besserer Überwachung zusammenzuarbeiten.
Foto: FBI / Public Domain

Comey forderte namentlich Apple und Google auf, ihren Entschluss, im Zuge der Snowden-Enthüllungen Verschlüsselungsalgorithmen in ihre iPhone- und Android-Betriebssysteme einzubauen, zu überdenken. "Beide Unternehmen werden von guten Menschen geführt, die nur auf die Nachfrage des Marktes reagieren. Die Situation, in die sie Behörden wie uns damit bringen, sollten wir jedoch noch einmal gemeinsam überdenken und debattieren."

IP-Verkehr nur bedingt ausspähbar

Ein 20 Jahre altes Gesetz der USA nötigt Telefonherstellern schon jetzt dazu, Backdoors in ihre Systeme einzubauen, damit Behörden darauf zugreifen können. IP-basierter Datenverkehr ist von diesem Gesetz jedoch nicht betroffen.

"Wir kämpfen mit der sich verändernden Technik und darum, dass wir weiter alle Kommunikationsdaten überwachen können, die wir von Gesetzes wegen her überwachen dürfen. Wenn uns die Herausforderungen der Echtzeit-Überwachung im Dunkeln stehen lassen, bringt uns Verschlüsselung in absolute Dunkle", propagierte Comey den Verzicht auf jedwede Verschlüsselung beim Datenverkehr.

Die Befürchtungen vieler Amerikaner, dass die Regierung jeden und alles überwache, kommentierte Comey mit einem dünnen "Das ist nicht wahr."

Bürgerrechtler empört

Die Antwort von US-Bürgerrechtlern auf Comeys Rede ließ nicht lange auf sich warten: "Comey hat unrecht, wenn er sagt, dass Strafverfolgungsbehörden ihre Arbeit nur dann machen können, wenn sie das Recht auf Privatsphäre der Amerikaner missachten. Unsere Gesetze unterstützen sogar explizit das Recht von Unternehmen, Verschlüsselungsalgorithmen ohne Hintertüren in ihre Produkte einzubauen", schreibt Laura Murpy, Vorsitzende der American Civil Liberties Union in einem Statement.