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Familienstreit belastet ERP-Anbieter Wilken

05.09.2000
Abgesetzter Juniorchef erhält Hausverbot

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Ein familieninterner Machtkampf bei dem Softwarehersteller Wilken mit Sitz in Ulm gipfelt derzeit in der Beurlaubung des Ex-Geschäftsführers Folkert Wilken.

Den Generationswechsel innerhalb seines Unternehmens hatte sich Firmengründer Ernst Wilken gänzlich anders vorgestellt: Sohn Folkert sollte zusammen mit seinem Schwager Andreas Lied den nach eigenen Angaben lukrativen Betrieb mit rund 180 Mitarbeitern in einer Doppelspitze übernehmen, in eine Aktiengesellschaft überführen und anschließend an die Börse bringen.

Nach Spannungen zwischen Vater und Sohn sowie unüberbrückbaren Problemen in der Doppelspitze griff der Noch-Mehrheitseigner Ernst Wilken kurz vor der Übergabe seiner Firmenmehrheit zu drastischen Mitteln: Statt dem Sohn, wie geplant 51 Prozent des Unternehmens zu überschreiben, beurlaubte er ihn und belegte ihn mit Haus- und Wettbewerbsverbot. Folkert Wilken, der 18 Jahre in der Firma seines Vaters tätig war und eine wesentliche Rolle bei der Entwicklung von Wilkens ERP-Software "CS2" gespielt hatte, wollte zu dem Vorgang keine Stellung nehmen.

In zeitlicher Nähe zur Beurlaubung des Juniors verließen auch Uwe Pagel, seit siebeneinhalb Jahren für die Unternehmenskommunikation bei Wilken zuständig, sowie Carol Richter, Entwicklungschef der erfolgreichen Branchenlösung für die Energiewirtschaft "CS/2 Energy", den Softwarehersteller. Obwohl Ernst Wilken einen Zusammenhang mit den Vorgängen um seinen Sohn bestreitet, scheinen sich erhebliche Gräben durch die Führungsetage des Unternehmens zu ziehen. Er habe mit seinem Schritt verhindern wollen, dass Schwiegersohn Lied, in erster Linie für den Vertrieb verantwortlich, von Folkert Wilken aus der Firma gedrängt würde, da dies wahrscheinlich weitere Personalverluste in der Vertriebsmannschaft nach sich gezogen hätte, so das Familienoberhaupt.