Innovation nicht definiert

Falsche Erwartungen an IT-Outsourcing

10.01.2012
Von 
Holger Eriksdotter ist freier Journalist in Hamburg.

Innovation mit Joint Ventures

Die Kunden erwarten, dass ihr Outsoucing-Engangement zu verbesserten Prozessen führt.
Die Kunden erwarten, dass ihr Outsoucing-Engangement zu verbesserten Prozessen führt.
Foto: Warwick Business School/Cognizant

Die Mehrzahl der Studienteilnehmer erwartet vom Outsourcing-Provider, dass dieser Ideen entwickelt und diese in verbesserte Prozesse umsetzt (56 Prozent), die eingesetzten IT-Produkte anpasst oder optimiert oder dabei Hilfestellung leistet. „Offenbar erwarten die Kunden von ihrem Anbieter, dass er sie in innovativer Weise beim Erreichen ihrer operationalen und strategischen Ziele unterstützt“, schreiben die Hochschullehrer.

Dabei herrscht auch auf Seiten der Auftraggeber eine gewisse Unklarheit darüber, in welcher Weise sich Innovation in einer Outsourcing-Partnerschaft realisieren sollte. So waren beispielsweise zwei Drittel der Befragten der Ansicht, dass der Outsourcing-Dienstleister vor allem dazu dienen sollte, die eigene IT-Abteilung zu entlasten um so Kapazitäten für höherwertige Aufgaben – wie etwa IT-Innovationen - freizumachen. Darin schwingt die Einschätzung mit, dass Innovation als Kernkompetenz gesehen wird und deshalb im eigenen Hause verbleiben sollte.

Von Innovationen steht in Verträgen wenig

Vom Standpunkt der Vertragsgestaltung hatten nur etwa die Hälfte der Unternehmen Vertragsklauseln festgelegt, die bei gelungenen Innovationen eine Kompensation für den Outsourcing-Anbieter vorsah. 78 Prozent der Kunden hatten Festpreise vereinbart, nur 42 Prozent hatten Verträge nach Aufwand („time and material“) abgeschlossen und 21 Prozent waren Joint-Ventures mit einer Klausel für die Aufteilung des Innovationsertrages („profit sharing clause“).

Folgende Kernthesen haben die Autoren aus der Studie abgeleitet:

  • Die Auftragnehmer gehen davon aus, dass eine schrittweise („incremental“) Innovation gleichsam automatisch ohne explizite Vereinbarung stattfindet. Sie zeigen dabei kaum Interesse an der Frage, wie sich eine radikale Innovation erreichen ließe.

  • Wenn Unternehmen sich für ein Multi-Sourcing-Modell entscheiden, ist das fast immer mit einer radikalen Innovation verbunden.

  • Unter den verschiedenen Vertragstypen (Festpreis, nach Aufwand, Joint-Venture) zielte das Joint-Venture-Modell in der Regel auf radikale Innovation.

Die Mehrheit der Unternehmen prüft nicht, ob und in welchem Maße das Outsourcing zu Innovationen beiträgt.
Die Mehrheit der Unternehmen prüft nicht, ob und in welchem Maße das Outsourcing zu Innovationen beiträgt.
Foto: Warwick Business School/Cognizant

Basierend auf den Ergebnissen der Studie hat die Warwick Business Scholl ein sechsstufiges Modell („Innovation Ladder Framework“) entwickelt, dass IT-Entscheidern einen stufenweisen Einstieg in ein Innovations-Outsourcing ermöglichen soll. Nach den Worten der Studienautoren ist das Modell insofern einzigartig, als es mit den üblicherweise verwendeten Outsourcing-Lifecycle-Modellen übereinstimmt.

6-Stufenmodell zur Erfolgskontrolle

Wichtigste Aspekte des Stufenmodells sind die Definition von geeigneten Kriterien, mit denen sich der Erfolg von Innovationen beurteilen sowie die Installation von geeigneten Messverfahren, die Überprüfung des Dienstleisters auf seine Innovationskraft sowie Vertragsklauseln, die für den Provider Anreize enthalten, Innovationen zu realisieren. Die gesamte Studie mit dem 6-Stufenmodell steht (in englischer Sprache) gegen Registrierung unter diesem Link http://valueofinnovation.com zum Download zur Verfügung.

Für die Studie wurden 250 CIOs und CFOs europäischer Unternehmen mit einem Umsatz von mindestens 500 Millionen Euro befragt. Dabei lag bei der Hälfte der Umfrageteilnehmer der Umsatz über einer Milliarde Euro. Dabei waren alle Branchen vertreten, 50 Prozent der Befragten hatten ihren Hauptsitz in England, die andere Hälfte aus Belgien, Deutschland, Dänemark, Frankreich, Holland, Luxemburg, Schweden und der Schweiz.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation CIO. (mhr)