Faire Wettbewerbsbedingungen als Voraussetzung für Erfolg:Den DV-Markt nicht kampflos aufgeben

17.12.1982

MÜNCHEN (ih) - Einen Marktanteil von rund 26 Prozent verzeichneten deutsche Hersteller nach einer IDC-Studie am 1. Januar 1982 bei den hierzulande installierten Computern. Der deutsche Markt wird überwiegend von amerikanischen DV-Unternehmen beherrscht. Die Redaktion der COMPUTERWOCHE wollte von Nixdorf, Kienzle, Siemens, Triumph-Adler und Dietz Computer als weitgehend "reinrassigen" deutschen Herstellern wissen, ob und warum die deutsche Computerindustrie den Ausländern den Markt "kampflos" überlassen hat und ob die Bundesrepublik irgendwann ein "DM-Entwicklungsland" wird. Nur von Siemens und Dietz gingen Stellungnahmen ein.

Ausgehend von Null hat Siemens sich den zweiten Platz im Markt erkämpft, heute mit einem wertmäßigen Anteil von zirka 20 Prozent am installierten Maschinenpark und einem bei acht Prozent liegenden Marktanteil in Europa. Insgesamt etwa 40 Prozent der zahlenmäßig in der Bundesrepublik installierten EDV-Systeme wurden von nationalen Herstellern (einschließlich Siemens) entwickelt, gefertigt und im Markt plaziert.

Wir sehen deshalb nirgendwo "kampflos Ausländern überlassene" Marktanteile und im übrigen auch keine Konfrontation im Sinne der Fragestellung. Richtig ist allerdings, daß im Gegensatz zu Ländern mit protektionistischen Märkten in der Bundesrepublik der überwiegende Teil der bei uns installierten Anlagen von Tochtergesellschaften amerikanischer Unternehmen ausgeliefert wurde.

Wenn es in diesem Wettbewerb bei einer ,,Momentaufnahme" des Marktes einen "amerikanischen Vorsprung" gibt, sehen wir ihn nicht als Ergebnis der Passivität deutscher Anbieter und auch nicht als die Folge einer grundsätzlichen Überlegenheit amerikanischer Datenverarbeitungstechnologie, die heute nicht mehr gegeben ist. Erfolge der Anbieter amerikanischer Technologie in unserem Markt basieren überwiegend auf wirtschaftsgeographischen und politischen Gegebenheiten.

Die Größe und Homogenität des amerikanischen Heimatmarktes und die größere Innovationsakzeptanz bei amerikanischen Anwendern ist ein Vorteil, dem deutsche Anbieter in Europa nur mit ihren jeweiligen individuellen Möglichkeiten begegnen können.

In den USA wird die Informatik hauptsächlich durch die Vergabe von Forschungs- und Entwicklungsaufträgen vom Department of Defense (DOD) massiv unterstützt. In Japan ist die Förderung ein nationales Anliegen, das vom MITI gesteuert und von allen Bevölkerungsschichten getragen wird. Unsere europäischen Nachbarn Frankreich und England haben ebenfalls die Informationstechnik in den Mittelpunkt der staatlichen Unterstützung ihrer Industrien gestellt; in England wurde sogar ein eigenes Informatikministerium gegründet. Demgegenüber war die bisherige DV-Förderung in der Bundesrepublik - sie betrug für die staatlichen Förderungsinstitute und die Industrie zusammengenommen im Laufe von zwölf Jahren weniger als die Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen des Marktführers in einem einzigen Jahr - nur eine bescheidene Hilfe. Sie wurde überdies gerade in den letzten Jahren, in denen unsere industriellen Nachbarn ihre Anstrengung vervielfacht haben, bis auf einen kleinen Rest abgebaut.

Eine Beibehaltung dieses Zustandes würde in der Tat die Gefahr heraufbeschwören, daß die deutsche Datenverarbeitungsindustrie gegenüber ihren internationalen Mitbewerbern zurückfällt. Dies würde schließlich nicht nur für die Datenverarbeitungsindustrie selbst gelten, sondern wegen deren Schlüsselfunktion auch für alle anderen Industriebereiche. Daran ändert auch die Tatsache nichts, daß in Marktlücken vorübergehend beachtliche Markterfolge errungen werden können. Entscheidend bleibt langfristig, in welchem Maße es der deutschen, beziehungsweise der europäischen Datenverarbeitungsindustrie wieder gelingt, in den Schlüsseltechniken und -verfahren weitere Beiträge zu leisten, die den Entwicklungstrend maßgeblich beeinflussen.

Dietz: Von kampflos keine Rede

Die Feststellung, amerikanische DV-Hersteller "beherrschten" den deutschen Markt, trifft nur für bestimmte Produktklassen zu. Im übrigen bedenke man, daß der deutsche Markt so offen für ausländische Produkte ist wie kaum ein anderer.

Zu Frage 1:

Von "kampflos" kann keine Rede sein.

Zu Frage 2:

Was geschehen soll? Weniger reden, mehr tun und versuchen, sein Geschäft auf eine europäische Basis zu stellen, denn nur in dieser Dimension können wir adäquate

(Sparrings-)Partner werden.