Fachhochschulen rechnen und forschen im Lohn: Mieten Sie sich einen Professor

29.08.1975

AALEN - Zum Stundensatz von 38 Mark zuzüglich 10 Prozent Gemeinkostenzuschlag arbeiten baden-württembergische Fachhochschulprofessoren für Betriebe. Assistenten kosten sogar nur 20 Mark, Laboranten und Meister 16, 50 Mark und Arbeiter 14 Mark pro Stunde.

"Mittelstandspolitik"

Natürlich gibt es zu diesen Sätzen auch EDV-Fachleute: alle 14 Fachhochschulen im Südweststaat haben Computer. Für die Benutzung ihres Rechners - IBM 1130 mit 16 K Worten - verlangt die Fachhochschule Aalen pro Stunde 120 Mark einschließlich der Personalkosten. Die ganzen Auftragsarbeiten werden im Rahmen des "Technischen Beratungsdienstes" abgewickelt. Er wurde 1968 eingeführt, um einerseits mittlere und kleinere Betriebe zu unterstützen und zum anderen den Lehrkräften und Studenten der Fachhochschulen praxisnahes Arbeiten und damit ständige Aktualisierung ihrer Kenntnisse zu ermöglichen.

Den Beratungsdienst bieten inzwischen 13 der 14 Fachhochschulen. Dabei übernehmen sie neben Forschungs- und Entwicklungsaufträgen auch Routinearbeiten. Die auf diesem Gebiet besonders aktive Fachhochschule Aalen hat pro Jahr 200 bis 250 Aufträge uberwiegend von kleineren und mittleren Unternehmen zu erledigen, davon viele mit Computereinsatz.

Konkurrenz für freie Rechenzentren

Das reicht von rein technischen Berechnungen über Optimierung der Lagerhaltung bis zur Telefonkosten-, Stundenzettel- und Netzplanberechnung. Die Aalener Firma Mapal läßt seit eineinhalb Jahren von der Fachhochschule Fakturierungsdaten auswerten und fortschreiben. Die Schnitt- und Räumwerkzeuge von Mapal werden konventionell mit einer Fakturiermaschine berechnet, die einen Lochstreifen ausgibt. Den Lochstreifen wertet der Fachhochschul-Computer aus und liefert Provisionsabrechnungen oder Statistiken.

Preisgünstige Lösung

Mapal-Geschaftsführer Dr. Kress: "Das ist eine preisgünstige Lösung. Wir sind zufrieden. Gegenüber der Zusammenarbeit mit einem Servicerechenzentrum ist für uns vor allem die räumliche Nähe vorteilhaft. "

Die Professoren arbeiten gern an solchen Aufträgen. Professor Löffler von der Fachhochschule Ravensburg meinte sogar: "Manchmal schreiben wir weniger Stunden auf, als wir tatsächlich gebraucht haben - wenn uns eine Arbeit interessiert. "