Business Intelligence

Fachbereiche fürchten den Verlust der Kontrolle über ihre Daten

17.03.2011
Von 
Thomas Pelkmann ist freier Journalist in München.

BI Competence Center sorgen für abteilungsübergreifende Konzepte

Da jede einzelne Abteilung in einem Unternehmen, einschließlich die IT, Partei sein könnte, plädieren Experten seit längerem dafür, bei BI-Projekten spezielle BI-Competence Center (BICC) einzurichten, die für firmenweit einheitliche Konzepte und Aktivitäten zuständig sind. Bei Wikipedia heißt es dazu trocken: "Vorteil solcher organisationsweit tätigen Kompetenzzentren: Durch die Koordination von Tätigkeiten und Ressourcen stellt es sicher, dass überall in einer Organisation systematisch ein auf Tatsachen beruhender Ansatz zur Entscheidungsfindung umgesetzt wird". Oder, auf Deutsch gesagt: Ein BICC verhindert, dass abteilungsweit geltende Sichtweisen das Berichtswesen eines ganzen Unternehmens negativ beeinflussen.

Allerdings ist ein BICC aufgrund der personellen Anforderungen nur für größere und große Unternehmen eine echte Alternative. Oft genug fällt in kleineren Firmen sowie dort, wo es bisher kein tragendes BI-Konzept gibt, der IT-Abteilung die vermeintlich generische Aufgabe zu, sich um Business Intelligence zu kümmern.

Zum einen sei das durchaus richtig, meinen die Experten. "Aus unserer Sicht sollte die IT eine viel stärkere Rolle spielen, als sie das heute im BI-Umfeld tut", so etwa Maier. Sehr oft betreibe schließlich die IT die BI-Systeme, die sich die Fachbereiche ausgesucht hätten, ohne großen Einfluss auf die Daten- oder Organisationsarchitektur nehmen zu können. In unternehmensweiten BI-Konzepten falle der IT zudem die Aufgabe zu, in einem Data Warehouse firmenweit einheitliche und konsistente Datenbanken sowie für alle Abteilungen verbindliche Reports vorzuhalten.

Das HP BI-Maturity-Modell

Die Reife von BI-Systemen lässt sich mit Hilfe von Maturity-Modellen beurteilen. HPs Bi-Maturity-Modell definiert auf den drei Ebenen Geschäftsunterstützung, Informationsmanagement sowie Strategie- und Programm-Management jeweils charakteristische Merkmale, anhand derer sich der eigene Standort einschätzen lässt.

Dabei werden folgende fünf Reifestufen definiert: Operation, Improvement, Alignment, Empowerment, Transformation. Während ein Unternehmen im Operations-Stadium lediglich befähigt wird, bereichsweise und mit Verzögerung zu reagieren, kann ein Unternehmen im Transformations-Stadium auf zahlreiche externe und interne, im BI-System miteinander vernetzte Datenquellen in Echtzeit zugreifen und auf Geschäftsprozesse durchgreifen. Es erkennt so Trends frühzeitig, kann seine Erkenntnisse sofort in Aktionen umsetzen und ist daher im Stande, proaktiv am Markt zu agieren. Das bedeutet Wettbewerbsvorteile. Die meisten Unternehmen befinden sich heute auf einer der ersten drei Maturity-Stufen.

So wichtig jedoch die IT mit ihrer Querschnittsfunktion hier ist: "Ein Datenqualitätsmanagement, für das nur die IT verantwortlich ist, wird scheitern", warnt BARC-Chef Carsten Bange. "Es ist unerlässlich, dass die Leute mit fachlichem Know-how an Bord sind, um die Regeln für den Umgang und die Bereinigung von Daten definieren zu können. Die Firmen brauchen Mitarbeiter, die eine Relevanzprüfung machen können, ob es sich nun um die richtigen Daten handelt oder nicht - und diese Leute sitzen immer im Fachbereich." Ihm zufolge wird unternehmensweite BI immer dann zum Problem, wenn die Fachbereiche das Datenqualitätsmanagement nicht als ihre ureigene Aufgabe begreifen. Und so wird es - egal, ob im BICC oder mit informellen Strukturen - nur in Gemeinschaftsarbeit des gesamten Unternehmens gelingen, eine firmenweite Sicht auf die Daten zu erlangen.

Wichtig ist es, auch hier sind sich die Experten einig, dass die Initiative für unternehmensweite BI nicht ausschließlich von der IT kommt. "Die Handelnden haben durchaus unterschiedliche Motive für ein BI-Transformationsprojekt. Ein CIO beabsichtigt mit solchen Projekten oft eher eine Konsolidierung im Sinne von Kosteneinsparungen", meint HP-Manager Maier. "Wenn es aber darum geht, eine einheitliche Sicht auf die Unternehmensdaten zu erhalten und Geschäftsprozesse zu vereinheitlichen, dann sind häufig die Fachbereiche die Treiber." Häufig seien es die Zahlenmenschen im Unternehmen, immer häufiger auch der CFO, der die Einführung unternehmensweiter BI fordere. Und hier hilft ein Werkzeug wie der BI-Masterplan, um zusammenzubringen, was aus technischer, operativer und strategischer Sicht auch zusammengehört.