Riskanter Wachstumsmarkt

Facebook und Google in Indien vor Gericht

13.03.2012
Von 
Thomas Cloer war Redakteur der Computerwoche.
Heute beginnt in Neu Delhi ein spannender Prozess, bei dem unter anderem die US-Internetkonzerne Facebook und Google auf der Anklagebank sitzen.

In dem Verfahren wird insgesamt zwölf Internet-Diensten, darunter Facebook und die Google-Properties YouTube und Orkut, vorgeworfen, verbotene Inhalte nicht schnell genug entfernt zu haben. Die Klage angestrengt hatte der indische Journalist Vinay Rai, der in den Services obszönes Material und Verunglimpfungen religiöser Gestalten aus Hinduismus, Islam und Christentum gefunden haben will.

Bürgerrechtsvertreter sehen in dem Fall eine Attacke auf die Meinungsfreiheit. Einem Bericht des "Wall Street Journal" zufolge könnten im Falle eine Verurteilung Managern der beklagten Firmen eine Haftstrafe und den Unternehmen Geldstrafen drohen. Heute geht es allerdings nur um Formalien, die wirklich interessanten Anhörungen sind erst für Mai anberaumt.

In Indien gibt es zwar keine so harsche Internet-Zensur wie zum Beispiel in China, Syrien oder im Iran. Allerdings gibt es Gesetze, die bestimmte Inhalte wie zum Beispiel politische Satire oder Material regulieren, das religiöse Gruppen beleidigen könnte. Internet-Firmen müssen nach neuen Regelungen aus dem vergangenen Jahr beispielsweise Inhalte aus verschienen Kategorien wie "ethnisch zu beanstanden" oder "blasphemisch" spätestens 36 Stunden nachdem sie darüber informiert wurden vom Netz nehmen.

Für Internet-Firmen ist Indien ein überaus interessanter, aber eben auch riskanter Wachstumsmarkt. Von den 1,2 Milliarden Einwohnern des Landes sind nach Angaben des Branchenverbands Internet and Mobile Association of India erst weniger als zehn Prozent online. Google erwartet, dass bis 2014 dank der Internet-Nutzung auf Smartphones wenigstens 300 Millionen Inder das Internet nutzen werden. Facebook hatte zu Ende 2011 46 Millionen aktive Nutzer auf dem Subkontinent, 132 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.