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Sheryl Sandberg

Facebook entschuldigt sich für Psycho-Experiment

03.07.2014
Facebooks Top-Managerin für das Tagesgeschäft, Sheryl Sandberg, hat sich für das ins Kreuzfeuer der Kritik geratene Psycho-Experiment zu Nutzer-Emotionen entschuldigt.

Der Versuch sei "schlecht kommuniziert" worden, sagte Sandberg gestern während einer Indienreise, und "Teil laufender Forschung, die Unternehmen betreiben, um unterschiedliche Produkte zu testen". Allerdings konnte Facebooks rund drei Dutzend Mitarbeiter starkes Team von Datenwissenschaftlern ("Data Scientists") wohl sehr lange ziemlich tun und lassen, was es wollte. "Es gibt keinen Überprüfungsprozess", zitiert das "Wall Street Journal" Andrew Ledvina, der bis Mitte vergangene Jahres als Data Scientist bei Facebook arbeitete. "Jeder aus dem Team konnte einen Test fahren", so Ledvina weiter, "sie versuchen dauernd, das Verhalten der Leute zu verändern."

Facebook hat nach eigenen Angaben aber mittlerweile mehr Kontrollmechanismen für seine Data Scientists - viele davon sind akademisch hochdekorierte Wissenschaftler, die zum Teil vorher auch an renommierten Unis gearbeitet hatten - eingezogen und erwägt mittlerweile sogar noch weiterreichende. Das Soziale Netzwerk ist natürlich nicht allein mit seiner Forschung - auch andere Unternehmen, darunter Google, Microsoft, Twitter und Yahoo, betreiben Forschung mit ihren Nutzern und deren Daten. Kate Crawford, Gastprofessorin am Center for Civic Media am MIT und Principal Researcher für Microsoft Research, sagt, die Unternehmen "sehen ihre Nutzer wirklich als bereitwilliges experimentelles Testumfeld", das man im eigenen Ermessen nutzen könne.

Den Data Scientists von Facebook wird laut "WSJ" unter anderem deswegen besondere Aufmerksamkeit zuteil, weil sie ihre Arbeit gelegentlich auch in wissenschaftlichen Fachzeitschriften publizieren. Facebook gebühre "eine Menge Anerkennung dafür, dass sie so viel Forschung der Allgemeinheit zugänglich machen", lobt Clifford Lampe, Dozent an der School of Information an der University of Michigan, der an rund zehn Studien mit Facebook-Forschern gearbeitet hat. Würde Facebooks Data-Science-Team keine Studien mehr publizieren, dann wäre das aus Lampes Sicht "ein echter Verlust für die Wissenschaft".

Vergleichbar schönzureden versucht das Ganze übrigens auch die "New York Times". Ein Bericht bei "SCGNews" will allerdings Zusammenhänge nachweisen zwischen der Forschung bei Facebook und Versuchen des US-Militärs, soziale Medien im Sinne der US-Regierung zu "militarisieren" - in höchstem Maße bedenklich, falls zutreffend.