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"Suche ist interessant"

Facebook-Chef Mark Zuckerberg in Hochform

13.09.2012
Der wegen des verpatzten Börsengangs viel gescholtene Facebook-Gründer Mark Zuckerberg geht in die Offensive. In seinem ersten Interview nach dem verpatzten Börsengang im Mai umreißt er das Bild eines Sozialen Netzwerks, dass dank der zunehmenden Verbreitung von Smartphones mehr und mehr Menschen erreicht - und über Werbung gut daran verdient.

"In den nächsten drei bis fünf Jahren wird die zentrale Frage sein, wie gut wir uns im mobilen Bereich schlagen", sagte Zuckerberg am Dienstag auf der vom US-Technologieblog "TechCrunch" veranstalteten "Disrupt"-Konferenz in San Francisco. "Davon hängt die Entwicklung des Unternehmens ab."

Noch sind Smartphones die Achillesferse des Sozialen Netzwerks. Hier verdient Facebook weit weniger Geld mit Werbung als auf der Website, die die Nutzer vom Computer aus aufrufen. "Angesichts der Zeit, die die Leute mit ihren Smartphones verbringen, werden wir dort viel mehr Geld machen", versicherte Zuckerberg. Mobile Nutzer würden doppelt soviel Zeit bei Facebook verbringen wie Nutzer vor dem Computer. "Du schaust öfter, was Deine Freunde machen."

Der 28-Jährige erschien auf der Bühne gereifter im Vergleich zu den letzten Auftritten vor dem Börsengang. Seinen typischen Kapuzenpullover hatte er Zuhause gelassen, stattdessen saß er im grauen T-Shirt vor TechCrunch-Gründer Michael Arrington, der das Interview führte. Zuckerberg sprach schnell, aber in klaren Sätzen. Arrington unterbrach ihn dennoch zu Anfang: "Mach langsamer! .. Du hast soviel gesagt. .. Ich muss das erst einmal sortieren." Zuckerberg grinste und fuhr in gleicher Geschwindigkeit fort.

"Ihr seid am 18. Mai an die Börse gegangen und die Aktie hat seitdem die Hälfte ihres Wertes verloren", eröffnete Arrington das halbstündige Gespräch. "Geh ruhig ans Eingemachte!" erwiderte Zuckerberg und hatte damit die Lacher im Publikum auf seiner Seite. "Die Entwicklung der Aktie ist ganz offensichtlich enttäuschend", räumte er ein. Ob das auf die Moral im Unternehmen drücke, wollte Arrington wissen. "Klar ist das nicht gerade hilfreich", sagte Zuckerberg. "Vielleicht gehen einige Leute."


"Wir haben haufenweise Fehler gemacht", stellte Zuckerberg fest. Der größte sei wohl gewesen, bei den mobilen Geräten auf die universelle Web-Sprache HMTL5 zu setzen statt native Programme für die unterschiedlichen großen Smartphone-Plattformen zu entwickeln, was bessere Funktionen ermögliche. "Wir haben zwei Jahre verloren, das tut weh." Das Problem sei aber nun gelöst: Im August hatte Facebook seine neue iPhone-App herausgebracht. Bald soll eine neue Android-App folgen, ein genaues Erscheinungsdatum nannte Zuckerberg nicht.

Dem Bau eines eigenen Smartphones erteilte Zuckerberg abermals eine Absage. "Es wäre die total falsche Strategie für uns", sagte er. "Lasst uns mal annehmen, wir würden ein Telefon bauen, rein hypothetisch. Wir würden vielleicht 10 Millionen oder 20 Millionen Leute erreichen." Facebook wolle dagegen auf jedem Smartphone vertreten sein.

Stattdessen liebäugelt Zuckerberg mit einer eigenen Suchmaschine. "Suche ist interessant", sagte er. "Ich glaube, es gibt hier eine große Chance. Irgendwann werden wir das tun... Wir haben ein Team, das an der Suche arbeitet." Facebook arbeite an vielen langfristigen Projekten, über die er aber noch nicht reden könne, sagte Zuckerberg. "In zehn, 20 Jahren sollte das Vermächtnis dieses Unternehmens sein, dass wir jeden in der Welt vernetzt haben."

Die Mutmach-Rede kam bei den Anlegern gut an. Nachdem Zuckerberg seine Strategie umrissen hatte, stieg die Aktie am Mittwochmorgen um 7 Prozent auf annähernd 21 Dollar. Allerdings ist das immer noch weit vom Ausgabekurs beim Börsengang von 38 Dollar entfernt. Viele Leute unterschätzen Facebook, sagte Zuckerberg. "Es ist nicht das erste Auf und Ab, das wir hatten." Er gab sich kämpferisch: "Einige Tage sind hart, einige Tage sind einfach geil." (dpa/tc)