Netscape fischt in den Fanggründen von SAP

Extranet-Geschäftspartner in Firmenabläufe einbinden

21.08.1998

Bestehende Lösungen für das Einbinden externer Partner und Kunden in die eigenen Geschäftsprozesse haben nach Überzeugung des Softwareschmiede aus Kalifornien den Nachteil, daß sie in erster Linie nur für die Abläufe des jeweiligen Unternehmens konzipiert sind. Außerdem basierten sie auf proprietärer Technik. Als Beispiele führt der US-Anbieter die Business-Software von SAP und Peoplesoft auf. Auch Workflow-Systeme wie etwa "Microsoft Exchange" und "Lotus Notes" zielen nach Ansicht der Internet-Company zu sehr auf die internen Belange eines Unternehmens ab. Netscapes Process Manager (PM) dagegen beruhe auf Internet-Standards und erlaube es so, externe Partnerunternehmen und Kunden besser in die Geschäftsprozesse einer Anwenderfirma zu integrieren.

Lediglich einen Browser und einen Internet-Anschluß benötigen die Teilnehmer des Extranet, um an den Geschäftsabläufen teilzunehmen. Im Web-Client läuft das Modul "Process Manager Express" ab, mit dem der Zugriff auf die PM-Server erfolgt. Zur Lösung gehören ferner Netscapes Server-Software "Enterprise Server", "Directory Server" sowie der "PM Builder", "PM Administrator" und "PM Engine". Mit der grafischen Entwicklungsumgebung PM Builder lassen sich Geschäftsprozesse definieren. Auf der PM Engine laufen die mit dem Builder erstellten Prozesse ab. Dabei bedient sich diese Komponente der Dienste des Web- sowie des Directory Server. Für ein zentrales Management wurde der PM Administrator entwickelt.

Netscape liefert keine eigene Datenbank aus, sondern bindet relationale Datenbank-Management-Systeme anderer Anbieter ein. Da Prozeßdefinitionen im Lightweight-Directory-Access-Protocol-(LDAP-)Server gespeichert werden, lassen sie sich nach Herstellerangaben einfach über ein Extranet nutzen. Außerdem sei so die Integration bestehender Workflow-Systeme möglich, soweit diese LDAP unterstützen.

Für den sicheren Zugriff sorgen digitale Zertifikate, mit denen sich Extranet-User am System authentifizieren. Außerdem wird die Datenübertragung mit dem Protokoll Secure Sockets Layer (SSL) verschlüsselt.

Das Marktforschungsunternehmen Meta Group gab bereits eine Einschätzung zu Netscapes neuem Produkt ab. Demnach fehlen der Software noch Funktionen zur Integration von Legacy-Systemen und bestehenden Anwendungen. Die Analysten siedeln Process Manager daher zunächst im Low-end an.

Netscape kann bisher nur eine Betaversion des Process Manager vorweisen. Ende September soll das Produkt auf den Markt kommen. Weitere Informationen: http://home.netscape.com.