Externer DV-Betrieb nur in Teilbereichen sinnvoll Meta Group warnt Anwender vor generellem Outsourcing

23.09.1994

MUENCHEN (qua) - Die Auslagerung der kompletten Datenverarbeitung hat sich in den meisten Faellen als Fehlentscheidung herausgestellt. Zu diesem Schluss kommt William Cappelli, Program Director fuer Services und System-Management-Strategien bei der Meta Group Inc., Westport, Connecticut. Im Bedarfsfall plaediert er fuer ein "selektives" Outsourcing.

Nachdem sich die ersten der zumeist auf fuenf bis zehn Jahre angelegten Outsourcing-Vertraege dem Ende ihrer Laufzeit naehern, ist es jetzt moeglich, eine vorlaeufige Bilanz zu ziehen. Nach den Erfahrungen der Meta Group ist die anfaengliche Euphorie vieler Facilities-Management-Kunden verflogen. Sie habe einer grundsaetzlichen Unzufriedenheit Platz gemacht.

So versuche denn auch eine Reihe von Anwendern, die vor drei oder vier Jahren getroffenen Abmachungen vorzeitig aufzuheben oder die Vertraege neu auszuhandeln. Eigenen Angaben zufolge kennt Cappelli jedoch keinen einzigen Fall, wo eine ausgelagerte Datenverarbeitung erfolgreich reintegriert werden konnte.

Nach Ansicht Cappellis und des deutschen Meta-Group-Chefs Luis Praxmarer gibt es nur sehr wenige Gruende fuer eine komplette Auslagerung. Lediglich dann, wenn das Geschaeft aussergewoehnlich schnell wachse oder aber die IT-Abteilung jahrelang vernachlaessigt worden sei, stelle das generelle Outsourcing eine akzeptable Alternative dar. Wenn eine DV-Abteilung auch nur halbwegs effizient arbeite, koenne das Outsourcing nur zu schlechteren Ergebnissen fuehren. Inwieweit das der Fall sei, lasse sich durch ein "Benchmarking" ermitteln, wie es beispielsweise die Dienstleister Compass America, IBM ISSC, Legent und Real Decision anbieten.

Raten die Analysten auch von einer kompletten IT-Auslagerung ab, so sehen sie doch eine Reihe von sinnvollen Moeglichkeiten fuer ein selektives Outsourcing. Wenn der Anwender in einem bestimmten Bereich noch kein Know-how aufgebaut habe, solle er zumindest in Erwaegung ziehen, fuer einen begrenzten Zeitraum auf die Hilfe eines externen Anbieters zurueckzugreifen. Wichtig sei jedoch, dass der Leistungsumfang genau definiert und die spaetere Eingliederung dieses Bereichs in das Unternehmen bereits bei Vertragsabschluss eingeplant werde.

Das eigentliche IT-Management als Rahmen aller DV-Aktivitaeten muss laut Meta Group unter allen Umstaenden beim Anwender bleiben. Auch der Helpdesk, zumindest der First-Level-Service, duerfe nicht ausgelagert werden, da er als Bindeglied zwischen der IT und den Anwendern fungiere.

Zudem empfehlen die Unternehmensberater, den auszulagernden Bereich so weit wie moeglich herunterzubrechen. Je kleiner das jeweilige DV-Segment sei, desto mehr Anbieter boeten sich auf dem Markt an und desto guenstiger sei die Verhandlungsposition des Kunden.