Exponet/Schwerpunkte lagen auf Telekommunikation, Behoerden-IT und ATM Die Exponet will Messefokus kuenftig auf TK-Themen legen

08.12.1995

CW-Bericht, Joachim Hackmann

DUESSELDORF - Die Exponet in Duesseldorf soll nicht laenger nur eine Netzwerkmesse sein. Der Veranstalter versuchte erstmals seit Bestehen des Events auch ein Forum fuer Anbieter aus dem Bereich der Telekommunikation zu bieten. Bei den neuen Carriern stiess das Konzept noch nicht auf Gegenliebe. Die private Konkurrenz der Telekom machte sich auf der Exponet rar.

Die Exponet wandelt sich von einer vernetzungstechnischen zu einer anwendungsorientierten Messe, auf der Themen wie die unternehmensweite Informationsverabeitung, Client-Server-Computing und Data-Warehousing in den Mittelpunkt ruecken. Diese Hoffnung aeusserte Nikolaus Bauer, Geschaeftsfuehrer des Exponet-Veranstalters DC Congresse+Fachmessen GmbH (DC), Starnberg.

Bei den rund 400 Ausstellern in Duesseldorf, darunter erstmals auch Computer Associates (CA), Informix und die Software AG, nicht aber Novell, war von dieser Neuorientierung allerdings nicht viel zu spueren. Auf den Staenden konnten die rund 30000 Besucher ueberwiegend vom Geschaeftprozess losgeloeste Produkte fuer das Networking sehen.

Dem Aspekt der Anwenderorientierung versuchte der Veranstalter in den von insgesamt 1300 Teilnehmern besuchten Foren Rechnung zu tragen. Zu Schwerpunkten hatte DC die Themen Telekommunikation und behoerdliche IT ausgerufen. Letzteres behandelte die Messe auf dem Sonderstand Digital City. Dort praesentierten Unternehmen wie Bull, IBM, Alcatel oder Cray geografische Informationssysteme, Netzwerkdienste sowie ihre Loesungen fuer die Dokumentenverwaltungen und das Data-Warehousing. Die Vertreter der TK-Industrie rekrutierten sich ueberwiegend aus Anbietern von Systemloesungen, von den Carriern fand sich nur die Telekom ein.

Die Konkurrenten der Bonner zeigten lediglich auf einer Podiumdiskussion Flagge. In der Gespraechsrunde versuchten sich die Deutsche Telekom, RWE Telliance, Vebacom und Plusnet voneinander abzugrenzen. Es kamen jedoch nur marginale Unterschiede zutage, letztlich adressieren alle den gleichen Markt. Uebereinstimmend sehen sich die Carrier - den Anwender wird es freuen, denn Konkurrenz belebt das Geschaeft - als Kontrahenten. Allianzen werden die Anbieter nur schmieden, um internationale Verbindungen zu offerieren. Kreuzbeteiligungen schliessen die Wettbewerber aus, nationale Kooperationen streben sie nur zur Portfolio-Erweiterung an, um den Kunden Komplettloesungen aus einer Hand anbieten zu koennen.

Den Wettbewerb zur Telekom suchen die privaten Carrier zunaechst im Markt fuer Geschaeftskunden, erst nach und nach, so die Prognose, verlagert sich der Kampf um die Klientel in den Mittelstand und in Privathaushalte. Dabei wollen sich die Newcomer nicht von der gut ausgebauten Infrastruktur der Telekom abschrecken lassen, sondern ihrerseits den Schwerpunkt auf die Servicequalitaet legen und so dem staatlichen Carrier Paroli bieten.

Abseits der vom Veranstalter gesetzten Themenschwerpunkte stiess in Duesseldorf das Uebertragungsverfahren Asynchronous Transfer Mode (ATM) auf reges Interesse. Foren, die Pilotinstallationen wie etwa ein ATM-basiertes Stadtnetz in Antwerpen behandelten, waren gut besucht. Die Verwaltung errichtete in der belgischen Stadt eine ATM-Infrastruktur, die Daten fuer Info-Terminals, interaktive Schulungen fuer Sachbearbeiter sowie soziale Dienste zur Alten- und Hausbetreuung uebermitteln. Das Netz wird zudem der Wirtschaft als Transportmedium angeboten, so dass es neben einer Plattform fuer buergernahe Informationsangebote auch als Infrastruktur Einnahmen abwirft. Trotz mangelnder und teilweise fehlender Normierung scheinen sich die Anwender aus der freien Wirtschaft fuer das High- speed-Verfahren im praktischen Einsatz zu interessieren. Bei der Migration, so die Warnung von Hans Peter Boell, Unternehmensberater Telekommunikation aus Koeln, sollten verschiedene Regeln beachtet werden. Beginnend bei der gebaeudeuebergreifenden Vernetzung, muessen stabile Kommunikationsstrukturen erhalten und mit ATM transparent verbunden werden. Die Erweiterung der Installation um Funktionen fuer das virtuelle Networking, so die Warnung des Consultant, sollte vorsichtig vorangetrieben werden.

Fuer die durchgehende Installation von ATM-Umgebungen fehlen nach Meinung des Beraters jedoch Produkte, die beim Aufbau virtueller Netzwerke die MAC-Adressen verwenden. Viele Angebote der Hersteller nutzen Port-basierte Verfahren, die die logische Flexibilitaet beim Einrichten von Benutzergruppen nicht vollstaendig von der physikalischen Installation entkoppeln.

ATM gilt aber auch als Antriebsfeder fuer den Hoffnungsmarkt Multimedia. Dieses Modethema fand im Rahmen der Ausstellung nur im Zusammenhang mit ATM Zuspruch, naemlich bei der Integration von Daten, Sprache und Video in einem Netzwerk. Intensiver ueber dieses Thema sprachen jedoch die beiden Festredner Wolfgang Clement und Manfred Lahnstein.

Clement, Minister fuer Wirtschaft und Mittelstand, Technologie und Verkehr in Nordrhein-Westfalen, uebernahm die Eroeffnungsrede. Die ehemals von Kohle und Stahl gepraegte Wirtschaft des Bundeslandes macht sich auf den Weg ins Informationszeitalter - so lautete verkuerzt die Botschaft des Ministers. Zu einem der Wachstumsmotoren fuer die entstehende High-Tech-Industrie soll neben Multimedia der TK-Markt werden. "Die Informationstechnologie wird nach einem anfaenglichen Tief wertvolle Beitraege zur Schaffung neuer Arbeitsplaetze leisten", wagt der Minister einen Ausblick.

Dieser Meinung schloss sich der Bertelsmann-Manager Lahnstein in seiner Festrede an, obwohl er das Thema Multimedia kritischer betrachtete. Nach einer Phase der Euphorie breche nun die Zeit der Ernuechterung an. Bei der Umsetzung der Techniken fuer die bunte Multimedia-Welt habe sich eine Reihe von Hindernissen aufgetuermt. "Pessimismus ist jedoch ueberhaupt nicht am Platz", ermunterte Lahnstein die Zuhoererschaft.

Der Schluessel zum Erfolg fuer diese multimediale Online-Dienste werden die ausgefeilten Kommunikationsmoeglichkeiten sein. Technisch sei Interaktivitaet auch bei schmalbandigen Uebertragungsverfahren via Modem kein Problem mehr, so dass diese Angebote noch fuer eine ganze Weile eintraeglich seien, bevor sie von breitbandigen Alternativen abgeloest werden