Ausstellerzuwachs hat keine Auswirkung auf Besucherzahlen

Exponet etabliert sich als Messe für Fachpublikum

05.12.1997

Nach Angaben des Veranstalters dc Congresse + Fachmessen kamen 37650 Besucher (36800 im Vorjahr) auf die Exponet/Internet World Fall 97 in Düsseldorf. Erstmals fanden unter den fast 600 Firmen (1996 waren es 500) auch so prominente Aussteller wie etwa Cisco, 3Com, Novell, die Deutsche Telekom AG oder D-Link den Weg an den Rhein. Sensationelles erwartete dennoch niemand. Zum einen lag dies am regionalen Charakter der Veranstaltung. Außerdem nutzen viele Aussteller die drei Tage eher zur Kontaktpflege mit Kunden. Dabei geht es dann nicht um die neuesten Features, sondern um konkrete Lösungen.

Teilweise, so eine Firmensprecherin vom Netzkomponenten-Hersteller D-Link, wenden sich Kunden mit konkreten Problemen direkt an die Fachleute am Stand. Auf Massenveranstaltungen wie der CeBIT seien solche Gespräche kaum möglich. Unerwünschte Gäste wie Sammler von Werbegeschenken oder Schulklassen schreckt allein schon der Eintrittspreis ab. Das Tagesticket kostet 80 Mark, eine Dauerkarte schlägt mit 140 Mark zu Buche.

Harald Zapp, Marketing-Manager bei Cisco Deutschland, identifiziert die Besucher der Exponet als Mitarbeiter großer Firmen mit hoher Fachkompetenz. Dagegen sei die Systems weniger fokussiert und eher eine Veranstaltung für den Mittelstand.

Viele Aussteller zeigten sich zufrieden mit den zwar spärlichen, aber qualifizierten Besuchern. Zu ihnen gehört Silvia Hochmuth, Marketing-Leiterin bei Sun Microsystems, Geschäftsbereich Sunsoft: "Wir haben möglicherweise nur 100 Abschlüsse (Leads), aber die sind oft wertvoller als 500 Kontakte auf der CeBIT." Auch bei den Besuchern kommt die eher ruhige Atmosphäre der Messe an. So sagte ein Frankfurter: "Dies ist eine regionale Messe, und das ist auch gut so." Wie viele andere auch, hatte der IT-Experte bereits vorab Termine mit den Ausstellern ausgemacht.

Nicht ganz so erfreut gab sich SAP. Möglicherweise lag dies aber auch an der für das Umsatzvolumen der Firma vergleichsweise kleinen Standfläche. Zwar kamen auch sachkundige Besucher zur Walldorfer Abordnung, doch einige zählten offenbar nicht zu dieser Kategorie. Das Unternehmen gehörte zu jenen Austellern, die sich auf der parallel zur Exponet laufenden Internet World Fall 97 plaziert hatten.

Diese Messe in der Messe belegte die kleinste der drei Hallen. Um eine optische Trennung beider Events war der Veranstalter sichtlich bemüht. Für die Aussteller wurde der "rote Teppich" aus- gerollt. Außerdem spendierte die Messegesellschaft zusätzlich einen separaten Eingang von außen. Internet-Service-Provider wie Xlink, Psinet oder Uunet nutzten die Gelegenheit, sich hier zu präsentieren. Andere Unternehmen wie etwa HP konzentrierten ihre Aktivitäten auf Themen wie E-Commerce.

Doch Branchengrößen wie Netscape oder Microsoft blieben wie schon im letzten Jahr der Veranstaltung fern. Dafür nutzte die in Düsseldorf ansässige Novell den Heimvorteil.

Ebenfalls aus der Messestadt kommt Isis, ein lokaler City-Netzbetreiber, der schon jetzt eine Preisliste für Telefongespräche ab dem 1. Januar 1998 vorstellte. Kunden, die in bestimmten Ortsnetzen rund um Düsseldorf einen Anschluß haben, können beispielsweise zwischen 8 und 18 Uhr von Montag bis Freitag für 10,35 Pfennig zwei Minuten im Nahbereich telefonieren. Den gleichen Betrag entrichtet der Isis-Kunde für ein Acht-Sekunden-Gespräch in die USA. Hierzu muß der Anwender zunächst eine Verbindungsnetzkennziffer und dann erst die Vorwahl und Rufnummer wählen.

Remote Access ist auf dem Vormarsch

Vergeblich sucht man nach dem Highlight der Messe. Zumindest ein Trend kristallierte sich auf der Exponet heraus: In Deutschland gewinnt das Thema Remote Access an Bedeutung. Nach den Worten von Udo Kahlenborn, Leiter der Deteline-Geschäftsstelle Düsseldorf, sind vor allem Versicherungen dabei, ihre Außendienstmitarbeiter elektronisch anzubinden. Aber auch bei der Verknüpfung von Tankstellennetzen mit der zentralen DV des jeweiligen Mineralölkonzerns sieht der Telekom-Mann ein großes Potential. Neben dedizierten Wählleitungen etwa über ISDN, mit dem der Anwender direkt ins Firmennetz gelangt, planen Unternehmen, den Fernzugriff über das Internet abzuwickeln.

Siemens-Nixdorf und 3Com haben in Sachen Remote Access eine weltweite Kooperation geschlossen. Hierzu steuert SNI sein "Coras" bei, eine Implementierung des Radius-Servers (Radius=Remote Access Dial-in User Service). 3Com liefert mit dem "Total Control Remote Access Concentrator" oder dem "Netserver I-Modems" die Fernzugriffs-Hardware. Radius enthält Funktionen, mit der sich die Identität eines Einwählers überprüfen läßt (Authentifikation). Gleichzeitig bestimmt der Server die Rechte des Anwenders (Autorisierung). Accounting-Funktionen ermitteln die anfallenden Kosten sowie das Nutzerverhalten. Besonderes Augenmerk legt SNI auf die Integration in vorhandene Datenbanken, Applikationen und Verzeichnisdienste. Der Administrator soll auf diese Weise von der Arbeit entbunden werden, mehrere Benutzerlisten zu pflegen.

Auf der Exponet äußerte sich Manfred Hasseler, Geschäftsführer von 3Com Deutschland, über die Situation der 56-Kbit-Modemtechnik in Deutschland. Demnach habe der Hersteller 350000 Modems mit der proprietären X2-Technik hierzulande verkauft. 3Coms X2-Implementierung lasse sich nach Herstellerangaben auf einen verbindlichen Standard für die Übertragung mit 56 Kbit/s per Flash-ROM-Update aufrüsten.

Hasseler äußerte sich unzufrieden über die Telekom, die sich zu dieser Technik noch nicht "committed" habe. Durch hohe Verkaufszahlen wolle das Unternehmen auch Druck auf die Telekommunikationsfirma ausüben. Gleichzeitig räumte der Manager ein, sein Unternehmen habe bei ISDN-Produkten noch Nachholbedarf.

Neue Wählzugangssysteme stellte auch Isco aus. Im Gegensatz zu den zuvor genannten Unternehmen konzipierte der Hersteller die Produkte "Accesspath-TS3" und "Accesspath-LS3" jedoch für den Carrier-Markt. Dementsprechend lassen sich neue Mitglieder der im Juni 1997 präsentierten Accesspath-Familie auf bis zu 5000 Ports skalieren.

Gleichzeitig bietet der Hersteller mit "Advanced Router System" eine Erweiterung für die Router der 7500er Linie an. Dabei entlastet der "Versatile Interface Processor" (VIP) den zentralen Chip, wodurch sich der Durchsatz erhöht.

Zu den herausragenden Themen, die Cisco auf der Messe propagierte, gehört die Sprach-Daten-Integration. Hierfür stattet der Hersteller seine 3600er Systeme mit Sprach-Ports aus. Die Übertragung soll dabei über IP, ATM oder Frame Relay erfolgen.

Zum Thema Voice over IP äußerte sich auch Roger Heise, Geschäftsführer von Ascend. Seiner Meinung nach ist die dafür erforderliche Technik billiger als die Ausstattung, die viele Carrier einsetzen. Außerdem erlauben Frame-Relay- oder ATM-Switches eine bessere Bandbreitenausnutzung der vorhandenen Infrastruktur als die in der Sprachvermittlung heute noch weit verbreiteten Time-Division-Multiplexing-Switches. Nach Meinung von Heise haben die neuen Carrier in Deutschland aber Voice-over-IP noch nicht als Geschäftsmodell erkannt. Dagegen würden Internet-Service-Provider bereits Tests fahren.

Neben diesen Zukunftsthemen tat sich auch etwas bei den bereits alltäglichen Netzwerkaspekten. So erwarten offenbar die Hersteller von LAN-Komponenten im Bereich der "unmanaged Switches" für Ethernet- und Fast-Ethernet ein lukratives Geschäft. Diese Geräte werden im Gegensatz zu den "managed Switches" ohne SNMP-Adapter ausgeliefert. So stellte Allied Telesyn acht neue Modelle aus dieser Kategorie für die Anbindung von Desktops und Workgroups vor. Dazu gehört ein Zwei-Port-Switch für das Bridging zwischen verschiedenen Übertragungsmodi (10 und 100 Mbit/s) sowie Vier-, Acht- und 16-Port-Switches, deren Ports automatisch erkennen, ob ein 10- oder 100-Mbit/s-Endgerät angeschlossen ist. Nach den Worten des Geschäftsführers von Allied Telesyn, Rüdiger Meisenberg, wollen kleine Firmen kein Netz-Management einführen und benötigen diese Funktionen daher auch nicht in den Switches. Dieses Argument soll erklären, warum Allied Telesyn die hauseigene Netz-Management-Software bisher nur selten verkauft hat.

Switch-Hersteller D-Link gab sein Exponet-Debüt und stellte mit dem "DES-5016" eine für das Unternehmen neue Produktkategorie vor. Dieses modulare Switching-System bietet Platz für fünf Einschubmodule. Neben einem Management-Modul hat der Hersteller einen Acht-Port-Einschub für 10/100-Mbit/s-Ethernet sowie ein Acht-Port-Modul zum Anschluß von Ethernet an Fiberglasleitungen im Programm. Künftige Erweiterungen zielen auf den Anschluß an ISDN, ATM, Gigabit Ethernet, Frame Relay, DSU/CSU und ADSL ab. Mit einem solchen High-end-Produkt betritt die Firma Neuland. Denn bisher verkaufte D-Link Produkte, die wenig beratungsintensiv sind. Ähnliche Ambitionen hatte vor einiger Zeit SMC, dessen Produktportfolie mit dem von D-Link vergleichbar ist, doch gab der Hersteller seine High-end-Schiene auf.

Andere häufig diskutierte Themen hatten mit der eigentlichen Messe wenig zu tun, von der Präsenz der betroffenen Hersteller einmal abgesehen. Dazu gehörte die Übernahme der Netzwerk-Division von Digital durch Cabletron sowie die endlich wieder positiven Quartalsergebnisse von Novell.