Mehr Interoperabilität beim Web-Services-Protokoll

Expertenstreit um die Zukunft von Soap

24.05.2002
MÜNCHEN (fn) - Das Standardisierungsgremium W3C arbeitet zielstrebig an der Fertigstellung der Version 1.2 des Simple Object Access Protocol (Soap). Die neue Version soll die Interoperabilität verbessern. Kritiker wünschen sich eine Erweiterung des Verfahrens unter Berücksichtigung von Internet-Standards wie HTTP.

Das Web-Services-Protokoll Soap dient dazu, Informationen zwischen verschiedenen Rechnern oder Anwendungen auszutauschen. Es beschreibt mittels XML-Strukturen den Inhalt einer Nachricht und enthält zudem Angaben da-rüber, wie die Botschaft von dem empfangenden System verarbeitet werden soll.

Allerdings war die Spezifikation von Soap nach Ansicht von Anne Thomas Manes, Mitglied der XML Proptocol Working Group beim W3C, bisher nicht konkret genug, was zu Inkompatibilitäten zwischen einzelnen Implementierungen führte. In der Tat weichen die Soap-Realisierungen von Sun, IBM und Microsoft voneinander ab. Dieses Manko soll die neue Version 1.2 beseitigen, etwa durch eine genauere Festlegung, wie Datentypen in Soap-Nachrichten durch XML-Schemata repräsentiert werden.

Obwohl Soap breite Unterstützung durch die Industrie bekommt, gibt es auch kritische Stimmen. Zu ihnen zählt beispielsweise Roy Fielding, einer der Architekten des Hypertext Transfer Protocol (HTTP), Chairman der Apache Software Foundation und gleichzeitig Cheftechnologe beim Content-Management-Spezialisten Day Software aus Newport Beach, Kalifornien. Er kritisiert das Konzept der W3C-Spezifikation. Seiner Meinung nach ist die Syntax von Soap viel zu langatmig. Zudem sei die Art, wie die Web-Services-Technik HTTP benutze, eine Verletzung dieses Internet-Standards. Fielding plädiert dafür, ein Transportprotokoll wie etwa HTTP direkt in Soap einzubinden, denn dies würde zu einem effektiveren Nachrichtenaustausch führen, als es heute möglich ist.

"Was Soap fehlt sind Informationen für Proxies und Gateways während des Transfers über IP-Netze", so Fielding im Gespräch mit der CW. Das Standardisierungsgremium sollte im Web-Services-Protokoll die fundamentalen Prinzipien des Internet berücksichtigen, wie etwa eine Adressierung mittels Universelle Resource Locators (URLs) auf Inhalte. Ihn erinnert die bisherige Spezifikation zu sehr an die Common Object Request Broker Architecture (Corba) und Microsofts Distributed Commom Object Model (Dcom), die ein entferntes Aufrufen von Programmfunktionen (Remote Procedure Calls, kurz RPCs) erlauben. Diese Techniken hätten jedoch erhebliche Nachteile, da Unternehmen viel Anpassungsarbeit leisten müssen, wenn sich die beteiligten Systeme ändern.

"Wir entwickeln eine Form des Distributed Computing unter Berücksichtigung der Vorteile des Web, doch dafür ist die Semantik von HTTP nicht erforderlich, das Protokoll dient lediglich als ein möglicher Transportweg", entgegnet Manes vom W3C der Kritik von Fielding.

Die neue Soap-Version wird vermutlich im Juni vom W3C als "Recommended Specification" verabschiedet und steht dann zur Verfügung. Uttam Narus, Analyst bei der Giga Information Group, rät Firmen zu einem Umstieg auf Soap 1.2, da es im Gegensatz zum Vorgänger erweiterbar sei.