Rezession und Richtlinienflut in Europa
Ergänzend sagte Dennis Turner, Chefökonom von HSBC, dass man die Probleme der Weltwirtschaft und die Finanzkrise nicht in einen Topf werfen dürfe. Schon länger war beispielsweise in Großbritannien klar gewesen, dass die Wirtschaft nicht auf Dauer in dem Maß weiterwachsen konnte. Doch unternahm die Politik nichts, um die Folgen abzumildern.
Mit Blick auf die Erholung der Märkte gab sich Turner pessimistisch. Zwar hätten die britischen Finanzinstitute schnell auf die Finanzkrise reagiert und ein Ende der Rezession sei absehbar. Für den Rest Europas mache er sich hingegen wenig Hoffnung, da viele Länder in ihren Ökonomien unter anderem strukturelle Probleme aufwiesen, die zunächst zu beseitigen seien. Dies sei ein langwieriger Prozess.
Joseph Quinlan, Managing Director und Chief Market Strategist bei der Bank of America, betonte, dass die Regulierungsbehörden klarere Vorschriften erlassen und ihrer Aufsichtspflicht besser nachkommen müssten. Laut Quinlan habe es durchaus Experten gegeben, die die Probleme in der Finanzindustrie voraussahen. "Eigentlich war allen klar, dass es Probleme geben würde". Doch waren alle Akteure von der Komplexität überwältigt und konnten sich kein klares Bild von den Aktivitäten in den einzelnen Abteilungen der Finanzdienstleister machen.
Quinlan geht davon aus, dass es die USA bis September aus der Rezession schaffen werden, da beispielsweise der Konsum wieder zunehme. Zudem gebe neben den darbenden Industrien wie Finance, Automobilbauer und Baugewerbe durchaus auch prosperierende Branchen, allen voran das Gesundheitswesen, Energie und Rüstung, die "alle ziemlich gesund" seien. Die Finanzkrise werde aber ihre Spuren hinterlassen, indem beispielsweise die Unterschiede zwischen traditionellen Banken und Investment-Häusern zunehmen werden. "Die Boomjahre kommen nicht wieder."